Formel-1-Legende Laudas Spenderlunge kam aus Deutschland
Wien (dpa) - Der dreimalige Formel-1-Weltmeister Niki Lauda kann nach Ansicht seiner Ärzte wieder ganz der Alte werden.
Der 69-Jährige habe gute Chancen, „in ein für ihn normales Leben“ zurückkehren, sagte Prof. Walter Klepetko vom Allgemeinen Krankenhaus in Wien. Sechs Tage nach der Lungentransplantation zeigten sich die Ärzte sehr zufrieden mit dem Verlauf der Genesung und waren optimistisch. „Die künftigen Aktivitäten von Herrn Lauda sollten sich prinzipiell nicht wesentlich von den vorherigen unterscheiden“, sagte Klepetko. Allerdings dürfe es nicht zu Komplikationen kommen.
Erstmals hat das siebenköpfige medizinische Kern-Team um den Transplantations-Spezialisten Klepetko den dramatischen Krankheitsverlauf von Lauda geschildert. „Es war höchste Eisenbahn“, so der Lungenspezialist Prof. Marco Idzko, der vor knapp einem Jahr von der Uniklinik Freiburg nach Wien gewechselt war.
Lauda lag wegen einer Entzündung der Lungenbläschen im Allgemeinen Krankenhaus. Dann passierte etwas, was laut Idzko aus noch unbekannten Gründen immer wieder vorkommt: Das Immunsystem begann, die Lunge zu attackieren. Der ehemalige Rennfahrer, der unter anderem Aufsichtsratschef des Formel-1-Teams von Mercedes ist und als Luftfahrtunternehmer arbeitet, musste an eine externe Pumpe angeschlossen werden, die als Ersatz für die Lunge das Blut mit Sauerstoff versorgte.
Zudem versagte eine seiner vor vielen Jahren transplantierten Nieren. Der parallel vorbereitete Plan B musste greifen - das Einsetzen einer Spenderlunge. „Alle sonstigen Therapie-Optionen bei Herrn Lauda waren ausgereizt“, sagte Prof. Konrad Hötzenecker. Laudas Lebenserwartung habe zu diesem Zeitpunkt nur noch wenige Tage, maximal Wochen betragen.
Inzwischen herrscht bei den Top-Medizinern Zuversicht. „Wir sind genau im Ziel“, meinte Prof. Christian Hengstenberg zum Verlauf der Genesung. Sehr wichtig sei jetzt auch die Unterstützung durch die Familie, die Lauda auf der Intensivstation schon besuchen dürfe, so Hengstenberg, der vor seinem Wechsel nach Wien bis 2017 am Deutschen Herzzentrum in München praktiziert hat. Bekannt wurde auch: Die Spenderlunge stammt aus Deutschland. Die einst transplantierte Niere arbeite inzwischen wieder, stellten die Ärzte erleichtert fest.
Die Mediziner machten deutlich, dass es zu keinem Zeitpunkt zu einer Vorzugsbehandlung von Lauda gekommen sei. Die Lebensgefahr sei durch objektive medizinische Dokumente belegt. Laudas Daten seien anonymisiert der europaweiten Organ-Vermittlungsstelle Eurotransplant gemeldet worden. Angesichts der Dringlichkeitsstufe sei zu erwarten gewesen, dass binnen weniger Tage ein Spenderorgan verfügbar sein würde, so die Mediziner. In vielen vergleichbaren Fällen habe die Wartezeit - wie im Fall Lauda - ebenfalls im Durchschnitt nur fünf Tage betragen.
Das AKH gehört mit rund 120 Lungen-Transplantationen im Jahr zu den fünf größten Zentren dieser Art weltweit. Insgesamt wurden an der Klinik bisher knapp 2000 Lungen verpflanzt. Die Überlebensrate der Patienten liegt nach Angaben des AKH nach fünf Jahren bei 75 Prozent. Das sei deutlich besser als der Durchschnitt.