Schumacher: „Brauchen nicht über Sieg reden“
Monza (dpa) - Chancenlos und doch entspannt: Michael Schumacher hat sich längst damit abgefunden, dass er in dieser Formel-1-Saison keine entscheidende Rolle spielen kann.
Auch beim Großen Preis von Italien, „meinem dritten Heimrennen nach dem Nürburgring und Spa“, macht sich der Rekordweltmeister keinerlei Hoffnungen. „Wir brauchen nicht über einen Sieg reden“, sagte Schumacher mit einem süffisanten Lächeln. „Das muss ich auf nächstes Jahr verschieben.“
Dabei verbinden Schumacher mit Monza ganz spezielle Erinnerungen, Emotionen und Erfolge: „Es ist etwas ganz Besonderes, hier zu gewinnen. Ein Podiumsplatz hier gehört zu den schönsten Erfahrungen in der Formel 1. Du kannst vom Podest aus den Fans direkt in die Augen schauen. Es ist eine einzigartige Atmosphäre mit den Tifosi.“ Insgesamt achtmal genoss er in seiner einmaligen Karriere dieses besondere Gefühl im Königlichen Park. Mit fünf Erfolgen bei diesem „Tanz auf dem Drahtseil“ ist Schumacher Rekordsieger, zudem belegte er zweimal den zweiten Platz und wurde einmal Dritter in Monza.
Davon ist Schumacher mit dem Silberpfeil meilenweit entfernt. „Die Ränge sieben und acht sind im Normalfall unsere Platzierungen“, sagte er vor dem 13. Saisonlauf am Sonntag. „Es gibt drei Top-Teams und wir sind eben Vierter.“ Nur wenn von Red Bull, Ferrari und McLaren-Mercedes jemand ausfalle, seien bessere Resultate möglich - wie zuletzt in Spa, wo Schumacher Fünfter wurde.
„Der Abstand ist zu groß, um hier etwas zu ändern, auch wenn uns die langen Geraden entgegenkommen“, sagte der 91-malige Grand-Prix-Gewinner nüchtern. Sein Teamkollege Nico Rosberg schätzt die Situation ähnlich ein. Das „sehr windschlüpfrige Auto und die Mercedes-Power“ stimmten ihn optimistisch, aber fürs Podium fehle noch einiges. „Wir sind näher dran, aber ob es reicht, die vorne zu nerven, weiß ich nicht“, sagte Rosberg.
Trotz des Hinterherfahrens sieht Schumacher „keinen Grund, die Zuversicht zu verlieren“. Der 42-Jährige hat sich damit abgefunden, dass auch die zweite Saison nach seinem Comeback ein Lehr- und Aufbaujahr wird. 2012 will er dann endlich voll durchstarten.
Und im Freitagstraining trumpfte Schumacher am Nachmittag schon einmal stark auf. Nach dem ernüchternden elften Platz zum Auftakt steigerte er sich hinter Vettel und Hamilton auf Rang drei. „Bezüglich meiner heutigen Position sieht es sicher gut aus und ich freu mich darüber“, sagte er. Schumacher relativierte aber gleich, erst in der Qualifikation am Samstag werde sich zeigen, „was das wirklich wert ist“.
Seiner großen Popularität bei den italienischen Fans haben weder seine Chancenlosigkeit noch sein Wechsel zu Mercedes geschadet. Mit enthusiastischen „Schumi, Schumi, Schumi“- und „Michele, Michele“-Rufen feierten die Ferraristi ihren einstigen Helden, der mit den „Roten“ fünf seiner sieben WM-Titel feierte. „Ich habe schöne Erinnerungen an die Vergangenheit mit Ferrari, aber jetzt konzentriere ich mich voll auf Mercedes“, sagte er.
Schließlich strebt Schumacher den achten Titel an. Dass Champion Sebastian Vettel in diesem Jahr erneut triumphiert, ist für ihn „relativ klar“. Er drücke seinem Kumpel und Red-Bull-Rivalen weiterhin die Daumen. Zugleich freut sich Schumacher „auf die Zukunft, wenn ich hoffentlich viel enger mit ihm zu tun haben werde“.