Wenig Worte: Die Freundschaft von Hamilton und Rosberg
Barcelona (dpa) - Nico Rosberg stieg aus seinem Wagen, an seinem siegreichen Mercedes-Kumpel ging er aber zunächst mal grußlos vorbei.
Erst als Lewis Hamilton den Warteraum für die drei Erstplatzierten beim Großen Preis von Spanien betrat, gratulierte Rosberg seinem Stallrivalen, der im Gegensatz zu seinem deutschen Formel-1-Widersacher den Helm noch auf hatte. Angesprochen auf die immer wieder betonte Freundschaft der aktuell schärfsten Rivalen um den WM-Ruhm, wiederholte Hamilton am Sonntag mit relativ regungsloser Miene aber das, was beide dann immer gern entgegnen.
„Wir fahren schon lange gegeneinander“, sagte der Brite, eingerahmt auf dem Podium vom nicht immer glücklich dreinschauenden Rosberg und dem mal wieder dauergrinsenden Spanien-Dritten Daniel Ricciardo im Red Bull. Er wisse nicht, warum das mit der Freundschaft am Ende dieser Saison anders sein sollte, behauptete Hamilton. Die Momentaufnahmen nach seinem vierten Sieg in Serie, bei dem er zum vierten Mal nacheinander Rosberg auf den zweiten Platz verwies, lassen aber durchaus auch andere Interpretationen zu.
Wenn, dann scherzte Hamilton eher mit Ricciardo, nicht aber mit Rosberg, der das Rennen eine Runde zu kürz wähnte, um die bislang längste Siegesserie seines britischen Rivalen vielleicht stoppen zu können. Als die Pressekonferenz für beendet erklärt wurde, erhob sich Rosberg umgehend. Hamilton, der ihm nicht unbedingt viel Beachtung geschenkt hatte, hatte es nicht ganz so eilig.
Rosberg wollte schon vor seinem Heimrennen in Monaco in zwei Wochen das Momentum wieder auf seine Seite holen. Startplatz zwei hinter Hamilton erschwerten das Vorhaben des Auftaktsiegers schon zu Beginn. Beide fuhren verschiedene Reifenstrategien, zum wirklichen Rad-an-Rad-Duell wie in Bahrain kam es aber nicht. Auch wenn sie wieder einmal freie Fahrt vom Team hatten. „Der Lewis ist nicht zu biegen. Was immer du mit ihm machst, er ist nicht zu biegen“, betonte Mercedes-Teamaufsichtsratschef Niki Lauda.
Der neue WM-Zweite Rosberg und der neue WM-Spitzenreiter Hamilton werden also auch in Monte Carlo alles daran setzen, die Sternstunden des Teams fortzusetzen und den eigenen Ruhm bei dem legendären Klassiker einzufahren. Für beide ist es ein Heimrennen, beide leben dort. Dass Hamilton Interviewer Eddie Jordan auf dem Siegerpodium des Circuit de Catalunya nebenbei darauf hinwies, dass er ja Nachbar von Rosberg in Monaco sei und nicht der Spanien-Gewinner selbst, passte irgendwie ins freundschaftliche Bild der beiden Rennrivalen.