Wer kriegt Kubica-Cockpit? - Kandidat Heidfeld

Genua (dpa) - Die Beteiligten äußern sich aus Rücksicht und Respekt vor dem verunglückten Robert Kubica nur zurückhaltend. Wann eine Entscheidung über einen Ersatzmann für den polnischen Formel-1-Piloten fällt, ist derzeit offen.

„Es ist zu früh, um darüber zu sprechen. Das erste Rennen der Saison ist in fünf Wochen und wir haben noch Zeit, eine Entscheidung zu treffen“, sagte eine Teamsprecherin der Nachrichtenagentur dpa.

Es sei unangebracht, darüber zu befinden, während sich Kubica noch in intensiver Behandlung befinde. Der Pole liegt weiterhin im Krankenhaus in Pietra Ligure, wo er nach seinem Rallye-Unfall sieben Stunden lang vor allem an der schwer beschädigten rechten Hand operiert worden war.

Weitere 48 bis 72 Stunden soll Kubica noch in Intensivbehandlung verbringen. Die Ärzte zeigten sich aber zufrieden mit der weiteren Entwicklung und lobten Kubica. „Es ist schwer, einen Patienten zu finden, der so stark ist“, sagte der Chef der Intensivstation, Giorgio Barabino, auf der Homepage von „Il vostro giornale“. Kubica könne essen und trinken und in der Lage, kleine Handbewegungen auszuführen.

Kubicas Rennstall Lotus Renault teilte mit, dass ihr Fahrer am 10. Februar an der rechten Schulter und am rechten Fuß operiert werde. Drei oder vier Tage später erfolge ein Eingriff an einem Ellbogen. Er werde noch zwei bis drei Wochen in dem Krankenhaus bleiben. Der behandelnde Arzt Barabino rechnet mit einer vollständigen Genesung allerdings erst in möglicherweise einem Jahr.

Wer bekommt aber bis dahin das Cockpit vom 26-Jährigen, der durchaus als Geheimfavorit für die am 13. März in Bahrain beginnende Weltmeisterschaft galt? Einer der Kandidaten ist Nick Heidfeld. „Aus Respekt vor Robert halten wir es für unangebracht, das Thema in der Öffentlichkeit zu diskutieren“, sagte Heidfeld-Manager Andre Theuerzeit der dpa.

Heidfeld stünde sofort zur Verfügung. Nach seit seinem Intermezzo gegen Ende der vergangenen Saison bei Sauber hat der 33-Jährige kein neues Team gefunden. Heidfelds Vorteil im Vergleich zu anderen Piloten, die ebenfalls gehandelt werden: Er konnte die neuen Reifen bereits ausgiebig testen.

Und nicht nur das: Heidfeld war als Pirelli-Testfahrer an der Entwicklung der neuen Pneus sogar beteiligt. Zudem bringt der Wahl-Schweizer, der zusammen mit Kubica bei BMW-Sauber fuhr, die Erfahrung von 173 Grand-Prix-Teilnahmen mit. Wenn auch ohne einen Sieg.

Mitbewerber um das Kubica-Cockpit ist Vitantonio Liuzzi. Der Italiener war bei Force India ausgemustert und durch DTM-Champion Paul di Resta ersetzt worden. Auch Liuzzi betonte mehrfach, dass die Gesundheit Kubicas allem vorgehe. Beim Internetportal „422race.com“ sagte Liuzzi aber auch, dass er gegebenenfalls hoffe, anstelle eines anderen ausgesucht zu werden.

Laut Teamchef Eric Boullier hängt die Entscheidung über die Besetzung des Cockpits neben dem Russen Witali Petrow davon ab, wie lange Kubica tatsächlich ausfällt. Möglicherweise könnten also auch die beiden nominellen und für derartige Fälle ja eigentlich vorgesehenen Ersatzpiloten Bruno Senna aus Brasilien oder Romain Grosjean aus Frankreich zum Einsatz kommen.

Bei den Testfahrten in Jerez dürfte einer der beiden erstmal ran dürfen. Zuletzt in Valencia hatte Kubica mit einer Tagesbestzeit aufhorchen lassen. Nur ein paar Tage später verunglückte er im Rallye-Auto schwer.