Geständnis Ex-Rad-Profi Hondo gesteht Blutdoping: „War Kunde bei Mark S.“
Hamburg · Die Doping-Affäre um den Erfurter Sportarzt Mark S. wird immer größer. Der ehemalige Rad-Profi Danilo Hondo geht an die Öffentlichkeit und gesteht im Interview der ARD-Dopingredaktion Blutdoping mit Hilfe von Mark S. Er rechnet jetzt mit Konsequenzen.
Der ehemalige Rad-Profi Danilo Hondo hat gestanden, beim Erfurter Sportmediziner Mark S. Blutdoping betrieben zu haben. Das sagte der 45-Jährige am Sonntag in einem Interview der ARD-Dopingredaktion in der „Sportschau“. Passiert sei das 2011, sagte Hondo.
„Ich hatte diesen schwachen Moment“, sagte er. „Und es war nach diesen Gesprächen dann auch fast diese Neugier, was passiert da? Was ist Blutdoping? Was bewirkt das?“ Dadurch, dass er viele Jahre raus war, kein Geld verdient hatte. Sportarzt Mark S. habe ihn überzeugt, „dass es eigentlich fast alle Athleten praktizieren – das hat mich dann so überzeugt.“
Hondo war damals beim Team Lampre. Anfang 2012 kündigte er die Zusammenarbeit mit Mark S. Bis dahin zahlte er an den Mediziner nach eigenen Angaben etwa 30 000 Euro. Hondo beendete 2014 seine Karriere nach 18 Jahren. 2016 wurde er zum Schweizer Nationaltrainer für die Straßenmannschaft berufen. Der Schweizer Verband trennte sich am Sonntag von ihm. Der Deutsche sei als Folge seines Doping-Geständnisses per sofort freigestellt worden, teilte Swiss Cycling mit.
Der gebürtige Cottbuser lebt seit Jahren in der Schweiz. Er habe den Schweizer Radsportverband Swiss Cycling am Morgen vor dem Interview informiert. „Mir ist klar, dass es natürlich keine berufliche Zukunft, weder bei Swiss Cycling noch in irgendeiner anderen Form, im Radsport für mich geben wird“, meinte Hondo.
Mark S. soll angeblich Drahtzieher eines mutmaßlichen Doping-Netzwerkes sein. Bekannt war bislang, dass insgesamt mindestens 21 Sportler aus acht Nationen Blutdoping bei ihm praktiziert haben sollen. Auslöser der staatsanwaltlichen Ermittlungen war der Film „Die Gier nach Gold“ der ARD. Der ehemalige österreichische Skilangläufer Johannes Dürr hatte in diesem Film Blutdoping zugegeben und dadurch Razzien bei der Ski-WM in Seefeld und in Erfurt ausgelöst.
Als Grund für seinen Schritt an die Öffentlichkeit gab Hondo an, dass S. ihn direkt belastet haben soll. „Mir war es einfach wichtig klarzustellen, dass es mein persönlicher Fehler war; meine persönliche Schwäche“, sagte er. Es sei für ihn persönlich unglaubwürdig gewesen, wenn er abgestritten hätte, dass er auch Kunde von S. gewesen wäre.
Als Mitglied des damaligen Gerolsteiner-Teams war der zweimalige Giro-Etappensieger wegen Dopings 2005 für zwei Jahre gesperrt worden. Nach einem juristischen Marathon hatte sich damals sogar der als kompromissloser Doping-Kritiker bekannte Mikrobiologe Werner Franke für Hondo eingesetzt. Bei Hondo war damals ein verschwindend geringer Carphedon-Fund in seinem Urin festgestellt worden.
Hondo galt als Sprintspezialist. Der Brandenburger wurde 1994 Weltmeister im deutschen Bahnvierer, gewann zehn Etappen der Friedensfahrt, 2001 zwei Etappen beim Giro d'Italia, war 2002 deutscher Straßenmeister und 2005 als Zweiter knapp am Sieg beim Klassiker Mailand-San Remo vorbeigefahren.