Froome setzt auf Transparenz und publiziert Daten

London (dpa) - Der zweimalige Tour-de-France-Sieger Chris Froome ist im Kampf um mehr Glaubwürdigkeit mit der erneuten Veröffentlichung seiner Leistungsdaten in die Offensive gegangen. Mit Transparenz will er dem ständigen Doping-Verdacht entkommen.

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Der Radprofi vom Team Sky wird beargwöhnt, seit er seine erste Tour de France 2013 gewann. Trotz seines neuen Vorstoßes ahnt Froome, der im Juli auf der 14. Etappe von einem Zuschauer mit Urin übergossen worden war, dass ihm nicht jeder alles abnimmt. „Ich bin Realist und weiß, dass die Ergebnisse nicht jeden überzeugen“, teilte er via Twitter mit. „Hört sich sehr nach einer PR-Nummer an“, sagte der einstige Doping-Kronzeuge und Ex-Profi Jörg Jaksche auf dpa-Anfrage.

Der Radsport sei von den Ereignissen der Vergangenheit weiter überschattet, aber mit seiner Vorgehensweise hoffe er, einen „kleinen Schritt zur Wiederherstellung des Vertrauens“ zu leisten, erklärte Froome weiter.

Am 4. Dezember trat der Brite zum zweiten Mal nach der diesjährigen Tour mit relevanten Daten an die Öffentlichkeit. Seine Sauerstoff-Kapazität VO2, ein Erfolgs-Schlüssel bei Ausdauerleistungssportlern, betrug bei der vergangenen Tour 88,2 bei einem Körpergewicht von 67 Kilogramm. Ein durchschnittlich trainierter Mensch dürfte auf einen Wert von etwa 50 kommen. Der Test wurde im Londoner GSK Human Perfomance-Labor unter der Leitung von Jeroen Swarts vorgenommen.

Der 1,86 Meter große Brite kann durchschnittlich 6,2 Watt pro Kilogramm Körpergewicht treten - und das über „mindestens 20 Minuten“, wie die Wissenschaftler mitteilten. Seine maximale Wattzahl beträgt 525, ein Wert, den beispielsweise Jan Ullrich bei seinem Toursieg 1997 locker erreichte. „Froomes Werte sind dicht an dem, was wir für das Maximum bei Menschen halten“, sagte Phillip Bell, ein leitender Sportwissenschaftler des Testzentrums.

Nur ein Radprofi hatte einen größeren VO2-Wert als Froome: Der dreifache Toursieger Greg LeMond (1986, 1989, 1990). Der Ex-Profi aus den USA gehörte zu den größten Kritikern des 2012 des Dopings überführten Lance Armstrong und war auch in die Ermittlungen eingebunden.

Der spindeldürre Froome, wegen seiner Leistungsexplosionen im Gebirge gefürchtet und verleumdet, hatte immer postuliert „100 prozentig clean“ zu sein. Die neuesten, im August erbrachten Auswertungen, sind für ihn der erneute Beweis dafür.

„Die Ergebnisse erzählen hoffentlich ihre eigene Geschichte“, twitterte Froome. „Sie machen mir eines klar, wenn es noch einer Erinnerung daran bedurft hätte: Die natürlichen Voraussetzungen sind nur ein Teil des Puzzles, um eine Tour zu gewinnen. Ich habe mich immer einer ethischen Arbeit verpflichtet, mit Hingabe und Ausdauer. Aber ohne die Unterstützung des Teams Sky wäre ich nicht da, wo ich heute stehe“, teilte er mit.

Aber es gibt weiter Zweifler, zum Beispiel den französischen Sportwissenschaftler und Ex-Trainer Antoine Vayer, der die wissenschaftliche Relevanz der neuesten Untersuchungen anzweifelt. „Ich habe ein kurzes Video des Tests gesehen - wir machen die VO2-Kontrolle auf andere Art und Weise. Das ist wie immer bei Chris - er macht eine inszenierte Show“, sagte Vayer, früher im einstigen Skandal-Team „Festina“ beschäftigt, dem „Esquire“.