Giro d'Italia: Cavendish jubelt - Degenkolb enttäuscht

Neapel (dpa) - Mark Cavendish riss jubelnd die Arme in die Höhe - John Degenkolb rollte 18 Sekunden später auf Rang elf tief enttäuscht über die Ziellinie in der Via Caracciola in Neapel.

Sein Traum vom ersten Rosa Trikot währte nur kurz - Ex-Weltmeister Cavendish hatte ihn zum Auftakt des 96. Giro d'Italia auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Nach 130 Kilometern hieß es: Tagessieg und Rosa Trikot für „Cav“.

Allerdings war der 24-jährige Degenkolb bei seinem Giro-Debüt durch die Turbulenzen eines Sturzes, in den er nicht direkt verwickelt war, 1800 Meter vor dem Ziel behindert worden. „John musste stoppen. Wir haben versucht, ihn nochmal nach vorn zu fahren, aber das klappte nicht mehr. Das ist sehr enttäuschend, wir hatten so viel gearbeitet“, erklärte Geert Broekhuizen, Sprecher des niederländischen Degenkolb-Team Argos-Shimano. Ab Montag hat er - mit mehr Glück - weitere Chancen auf einen Etappensieg.

Cavendish holte sich den ersten Tagessieg beim Rundstreckenrennen durch Neapel fast mühelos vor dem Italiener Elia Viviani, der vor Ärger mit der Faust fast seinen Lenker zertrümmert hätte. Der Teamkollege von Tony Martin holte sich nach 2009 und 2011 damit sein drittes Rosa Trikot. Im Ziel jubelte die Lebensgefährtin Cavendishs, ein früheres englisches Model, mit der gemeinsamen Tochter auf dem Arm.

Degenkolb war durch den Sturz in der letzten Kurve zurückgefallen und konnte nur noch den Spurt des Feldes gewinnen, das die entscheidenden Sekunden auf die Schnellsten verloren hatte. Neunter bei ausgesprochenem Badewetter wurde der zweitälteste Giro-Starter Danilo Hondo (39), der den Spurt für seinen Teamkollegen Giacomo Nizzoli (Italien/Vierter) angezogen hatte. 2001 hatte der in der Schweiz lebende Lausitzer Hondo zwei Giro-Etappen gewonnen.

„Ich war mit dem Ziel nach Neapel gekommen, zu gewinnen und das Rosa Trikot zu holen. Das hat geklappt - ich bin so glücklich. Unterwegs hatte ich leichte mechanische Probleme“, sagte Cavendish, der es am Samstag in Neapel bei etwa 30 Grad im Schatten „für einen Engländer doch sehr heiß“ fand.

Der Giro war auf der imposanten Piazza del Plebiscito im Schatten des Königspalastes gestartet worden. Die Strecke führte zuerst über einen Rundkurs mit einer Steigung, die viermal zu nehmen war. Die letzten 70 Kilometer waren topfeben. Das Finale war mit einigen Richtungsänderungen aber gefährlich. Hondo sprach von „Rummelboxen“. Bereits auf den ersten 80 Kilometern gab es in dem nervösen Rennen zwei Stürze, Fortsetzungen folgten. Der sportlich folgenschwerste Sturz ereignete sich im Finale auf rutschigem Kopfsteinpflaster.

Am Sonntag beim 17,4 Kilometer langen Teamzeitfahren auf der vor Neapel gelegenen Mittelmeerinsel Ischia hat der große Favorit Bradley Wiggins Chancen, sich im Gesamtklassement etwas abzusetzen. Ihm winkt das Rosa Trikot, das Cavendish kaum wird verteidigen können. Der 33-jährige Tour-de-France-Sieger des Vorjahres peilt seinen ersten Giro-Erfolg an und könnte dann das Double in Angriff nehmen. Tour- und Giro-Sieg in einem Jahr schaffte zuletzt 1998 der 2004 verstorbene Marco Pantani.