Greipel holt dritten Etappensieg - Wiggins souverän

Le Cap d'Agde (dpa) - An diesem norddeutschen Kraftpaket führt in Massensprints bei der 99. Tour de France kein Weg vorbei: André Greipel, „Gorilla“ genant, holte in Cap d'Agde nach Rouen und St. Quentin seinen dritten diesjährigen Etappensieg.

Der 29-jährige Rostocker gewann die 13. Etappe nach 217 Kilometern an der Mittelmeerküste vor dem ebenfalls dreifachen Etappensieger Peter Sagan (Slowakei) und dem Norweger Edvald Boasson-Hagen. Auch eine ruppige Steigung 23 Kilometer vor dem Ziel, auf der Greipel etwas zurückgefallen war, konnte den Fahrer vom Team Lotto-Belisol zwei Tage vor seinem 30. Geburtstag nicht stoppen. Ebenso wenig wie ihn noch die Sturzverletzung aus der vergangenen Woche handicapte.

„Das ist eine wundervolle Tour. Gott sei Dank hatte ich im Sprint den richtigen Riecher und mich am Hinterrad von Boasson-Hagen orientiert“, freute sich Greipel, dessen einstiger Erzrivale Mark Cavendish fast neun Minuten nach ihm ins Ziel trudelte. Der Mont Saint Clair 23 Kilometer vor dem Ziel hatte dem Briten den Zahn gezogen.

Dort hatte auch Greipel Terrain verloren, fuhr im Anschluss das Loch von rund 500 Metern zur Spitzengruppe mit Hilfe seiner Teamkollegen aber wieder zu. „Er ist an den Berg richtig rangesprintet. Es stand auf der Kippe. Gut, dass er da noch so mitgekommen ist“, schilderte Greipels Teamkollege Marcel Sieberg die für seinen Kapitän heikelste Situation der 13. Etappe. Greipel selbst erklärte: „Ich war in jungen Jahren mal deutscher Bergmeister - das hat mir geholfen.“

Drei Siege in einer Tour gelangen als letztem deutschen Profi Erik Zabel 2001. Greipels großer Tour-Traum bleibt noch der Finalerfolg auf den Champs Elysées am 22. Juli in Paris. „Vielleicht die Champs Elysées“, antwortete Greipel auf die Frage, ob von ihm bei dieser Tour noch ein Nachschlag zu erwarten sei. Er feierte am Samstag seinen insgesamt 16. Erfolg in dieser Saison und lag sich mit seinen Teamkollegen nach der Zieldurchfahrt in den Armen.

Seine Erfolgsserie macht ihm auch Mut für die Olympischen Spiele in London, wo er gegen Lokalmatador Cavendish bestehen will. „Wir werden mit Sieberg, Tony Martin und den anderen ein starkes Team haben“, sagte er.

Zeitgleich mit Greipel waren der wieder mit viel Übersicht fahrende Spitzenreiter Bradley Wiggins und dessen ärgster Verfolger Vincenzo Nibali in Cap d'Agde ins Ziel gerollt. An der Spitze des Gesamtklassements gab es keine Veränderung: Der dürre Brite, der im Finale sogar mitsprintete, führt weiter mit 2:05 Minuten vor seinem Teamkollegen Christopher Froome und 2:23 vor dem Sizilianer Nibali. Die Hauptarbeit beim Stellen der letzten Ausreißer, Michael Albasini und Alexander Winokurow, hatten Greipels Lotto-Fahrer geleistet - trotzdem blieb ihnen noch genug Kraft für die direkte Sprintvorbereitung.

Schon kurz nach dem Etappenstart hatte sich wieder eine Ausreißergruppe gebildet, die lange kämpfte, um sich den Traum vom Etappensieg zu erfüllen. Aber die acht Fahrer, darunter am Nationalfeiertag vier Franzosen, kamen auf der drittlängsten Tour-Etappe nur bis an den Fuß des Mont Saint-Clair. Auf den steilen Rampen der 1,6 Kilometer langen, sehr ruppigen Steigung im Badeort Sète wurden sie eingeholt. Als letzter der Gruppe hatte der Däne Michael Morkov widerstanden, der sich aus der Spitzenformation abgesetzt hatte, aber kurz vor dem Gipfel völlig erschöpft gestellt wurde.