Greipel schlägt Kittel und holt dritten Meistertitel

Erfurt (dpa) - André Greipel geht mit Rückenwind in die Auftakt-Etappe der Tour de France, bei der es am kommenden Samstag für die Sprinter um das Gelbe Trikot geht.

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Vor dem großen Show-Down in Utah Beach an der Atlantikküste gewann der bullige Rostocker die Generalprobe bei den deutschen Straßenmeisterschaften in Erfurt gegen Marcel Kittel, seinen mutmaßlichen Hauptkonkurrenten der kommenden Wochen auf den Flachetappen der Tour. Mit seinem dritten Meistertitel nach 2013 und 2014 im Gepäck kann Greipel dem Saisonhöhepunkt in Ruhe entgegen sehen. Im Gegensatz zu Kittel trug Greipel das „Maillot Jaune“ noch nie.

Der Kapitän der belgischen Lotto-Soudal-Mannschaft siegte nach 215,5 Kilometern locker vor Max Walscheid und dem bitter enttäuschten Kittel. „Der dritte Platz tut weh. Ich wollte hier zu Hause unbedingt gewinnen. Aber der Keks war für mich gegessen, als John Degenkolb und Greipel 600 Meter vor dem Ziel attackierten und ich links eingeklemmt war“, analysierte der insgesamt achtfache Tour-Etappensieger Kittel seine Niederlage auf dem Juri-Gagarin-Ring.

„Das war im Finale total chaotisch. Dank an meinen Anfahrer Marcel Sieberg - der ist heute wieder für drei gefahren. Ich bin stolz auf den Titel. Jetzt freue ich mich auf Fußball“, lautete Greipels erste Reaktion nach seinem erneuten Titelgewinn. Aber Kittel konnte dem Titelrennen auch positive Seiten abgewinnen: „Für die Tour macht mir Mut wie mein Teamkollege Tony Martin heute gefahren ist. Wir haben das Rennen lange fast allein bestimmt, und er hat immer wieder Lücken zugefahren“.

Zwei Tage vor Greipel hatte sich Martin seinen sechsten deutschen Meistertitel im Zeitfahren gesichert. Zusammen mit dem Dreifach-Champion Greipel und Trixi Worrack, die das Comeback des Jahres feierte, hat er die Titelkämpfe geprägt.

Nach dem bisherigen Saisonverlauf gelten der leicht erkältete Kittel und Greipel als die Männer, die es an der Atlantikküste zu schlagen gilt. Der achtmalige Tour-Etappensieger Kittel will nach seiner Zwangspause im Vorjahr ganz relaxt an die Sache herangehen: „Ich sehe gar nicht ein, dass ich der Favorit sein soll“, sagte Kittel im Hinblick auf den Tour-Auftakt.

Am Freitag hatte Martin seinen fünften Meistertitel in Serie als Formsache und erfolgreichen Aufgalopp für die Tour abgehakt. Bei tropischen Temperaturen in Streufdorf in seiner früheren Heimat Thüringen hatte er der Konkurrenz im Zeitfahren über 41 Kilometer nicht den Hauch einer Chance gelassen. Er siegte in 49:14 Minuten (Stundenmittel 49,97) vor dem Freiburger Jasha Sütterlin (+ 1:39 Minuten).

Vorher hatte die 34 Jahre alte Trixi Worrack, die sich am Sonntag nicht in Szene setzte, mit einem unglaublichen Comeback geglänzt. Drei Monate nach ihrem schweren Sturz in Italien, nachdem sie in einer Operation eine Niere verlor, siegte die Rio-Starterin nach 26,2 Kilometern in 36:47 Minuten 22 Sekunden vor Stephanie Pohl.

Martins erster Saisonsieg war auch ein Mutmacher für die Tour. „Das war ein schöner Formtest vor dem ersten Zeitfahren der Tour, bei dem ich mir Siegchancen ausrechne“, hatte der 31 Jahre alte Wahlschweizer erklärt. Er hat so viel Kilos verloren wie nie, so dass er auch auf einigen bergigen Etappen etwas vorhaben könnte.