Junge deutsche Sprinter-Garde gegen Platzhirsche
Berlin (dpa) - Junge deutsche Sprintergarde gegen arrivierte Platzhirsche: Bei der am Samstag mit einem Mannschafts-Zeitfahren in Benidorm startenden 66. Vuelta ist auch für diese Duelle Platz.
Die mit zusammen 18 Saisonsiegen erfolgreichen Radprofis Marcel Kittel (Arnstadt) und John Degenkolb (Gera) fordern die Ex-Weltmeister Oscar Freire (Spanien) und Tom Boonen (Belgien), vor allem aber den Tour-de-France-Dominator Mark Cavendish (Großbritannien) heraus.
Die beiden Senkrechtstarter fahren bei ihrer Vuelta-Premiere noch in verschiedenen Trikots und für unterschiedliche Arbeitgeber. Aber 2012 wechselt Degenkolb an die Seite seines alten Kumpels aus Tagen beim Thüringer Energie-Team in die aufstrebende niederländische Skil-Shimano-Equipe. Der HTC-Profi, im Mai Gewinner des deutschen Klassikers in Frankfurt/Main und zweifacher Etappengewinner bei der Dauphiné Libéré, unterschrieb am Mittwoch einen Vertrag im Kittel-Team. Damit eröffnete er sich Möglichkeiten für Allianzen, auch wenn Degenkolb („Ich will eine schöne Vuelta fahren“) in erster Linie noch in Diensten des britischen HTC-Kapitäns Cavendish steht.
Beide können aber schon einmal fürs nächste Jahr üben. „Marcel Kittel und ich sind beide schnell, ergänzen uns hervorragend und kommen außerdem sehr gut miteinander aus“, hieß es in einer Stellungnahme Degenkolbs nach der Vertragsunterschrift.
„Bei leicht ansteigenden Zielgeraden, wie er sie schon bei der Dauphiné meisterte, ist er im Sprint sicher unser Mann“, deutete HTC-Teamchef Rolf Aldag bereits an, dass er auf Flachetappen nicht nur den Trumpf Cavendish spielen will. Zumal sich Cavendish „nichts mehr beweisen muss“ und für ihn die WM-Vorbereitung laut Aldag klar im Vordergrund stünde. Bei den Titelkämpfen in Kopenhagen vom 19. bis 25. September sind Kittel und Degenkolb vom Bund Deutscher Radfahrer (BDR) als Helfer für André Greipel vorgesehen.
Das deutsche Augenmerk in Spanien - 12 einheimische Profis sind am Start - liegt außerdem auf Zeitfahr-Spezialist Tony Martin. „Mein einziges Ziel ist eine gute WM-Vorbereitung. Sicherlich will ich beim Zeitfahren ein gutes Ergebnis bringen, aber ich habe keinen Druck“, sagte Martin der Nachrichtenagentur dpa und zerstreute vorerst Vermutungen, dass er sich die letzte Vuelta-Woche im Hinblick auf Kopenhagen schenken könnte: „Ich will beim jetzigen Stand der Dinge durchfahren“.
Der Wahlschweizer, der nach eigenen Worten nach dem Aus seines HTC-Teams unmittelbar vor einer Vertragsunterschrift steht, bekommt auf der 10. Etappe in Salamanca die perfekte WM-Generalprobe serviert. Über 47 Kilometer stehen sein Bezwinger bei den deutschen Meisterschaften, Bert Grabsch, Titelverteidiger Fabian Cancellara (Schweiz), den Martin beim großen Tour-Zeitfahren als Sieger in Grenoble bezwang, und der von seinem Tour-Sturz wiedergenesene Brite Bradley Wiggins am Start.
Diese vier werden in der dänischen Hauptstadt am 21. September die Goldmedaille im Kampf gegen die Uhr über 46,4 Kilometer wohl unter sich ausmachen.