Kittel gibt Tour nicht auf - „Wieder im Rennmodus“
Berlin (dpa) - Wieder kein Sieg, wieder kein Sprint und die Zeit wird immer knapper. Den Traum von der Tour de France will Marcel Kittel aber trotz aller Widrigkeiten nicht aufgeben.
„Mein Körper ist wieder im Rennmodus und ich bin motiviert und guter Dinge mit Blick auf die Tour de France“, schrieb der deutsche Sprintstar auf seiner Homepage und geht anscheinend fest von einem erneuten Start bei der am 4. Juli beginnenden Frankreich-Schleife aus.
Dabei lässt die Generalprobe bei der ZLM-Toer in den Niederlanden nicht gerade darauf schließen, dass Kittel den Wettlauf gegen die Zeit gewinnen könnte. Auf den Plätzen 65, 107, 70 und 85 war Kittel über den Zielstrich gerollt. Zu einem Sprint-Duell mit den Rivalen um den zweimaligen Etappengewinner und Gesamtsieger André Greipel war es erst gar nicht gekommen. Trotzdem wähnt sich der 27-Jährige auf einem guten Weg. „Ich bin verdammt stolz darauf, was ich in den letzten zwei Monaten geschafft habe. Ich habe mich zurückgekämpft und bin jetzt auf einem guten Level“, sagte der achtmalige Tour-Etappensieger am Montag im ZDF-Morgenmagazin.
Fast drei Monate war er nach einer hartnäckigen Viruserkrankung keine Rennen gefahren, Comeback-Versuche mussten immer wieder verschoben werden. Sein letzter Profisieg - abgesehen von einem Erfolg bei einem Kriterium in Australien im Januar - liegt schon neun Monate zurück.
Zuletzt hatte es Kittel mit einer Art Crash-Programm versucht, sich die nötige Rennhärte zu holen. Der 27-Jährige bewältigte ein hartes Höhentrainingslager in der Sierra Nevada, während seine Rivalen Mark Cavendish oder Greipel bereits am Fine-Tuning arbeiteten. Er habe auf jeden Fall Fortschritte gemacht, betont Kittel und fügt hinzu: „Ich hatte sehr, sehr viel Gegenwind und Pech und nicht unbedingt immer die Unterstützung, die ich mir gewünscht hätte. Es war für mich eine unheimlich schwere Zeit.“
Am 25. Juni will das deutsche Giant-Alpecin-Team den neunköpfigen Kader für die Tour de France bekanntgeben. Dass Kittel dabei ist, steht für seinen Manager Jörg Werner offenbar außer Frage. „Aus meiner Sicht fehlt ihm nicht viel. Es ist völlig normal, was passiert, wenn man aus der Höhe kommt. So weit weg ist er nicht“, sagte Werner der dpa. Wenn es bei der Tour zu einer Sprintankunft mit Marcel komme, sei ein Etappensieg bei seinen Kapazitäten immer möglich.
Acht Tour-Etappen hatte Kittel in den vergangenen beiden Jahren gewonnen, darunter die Prestigesprints auf den Champs Elysées und die Auftaktetappen, die ihm jeweils auch das Gelbe Trikot beschert hatten. Der sympathische Thüringer stieg zum großen Star auf und wurde auch von der französischen Presse gefeiert.
Keine einfache Entscheidung also für Teamchef Iwan Spekenbrink, schließlich hat die Mannschaft ehrgeizige Ziele. Beim Prolog soll der Niederländer Tom Dumoulin dem deutschen Zeitfahrspezialisten Tony Martin das Gelbe Trikot wegschnappen. Und viel vorgenommen hat sich auch John Degenkolb, nachdem er ein überragendes Frühjahr mit seinen Siegen bei den Klassikern Mailand-San Remo und Paris-Roubaix hingelegt hatte. In einer Zeit, als bei Kittel an Radrennen nicht zu denken war.