Nach Absage: Radklassiker soll 2016 wieder stattfinden

Frankfurt/Main (dpa) - Der Schock saß tief und währte doch nur kurz. Am Tag nach der erstmaligen Absage des Frankfurter Radklassikers wegen Terrorgefahr ließen Fahrer und Funktionäre keine Zweifel am Erhalt des Traditionsrennens „Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt“ aufkommen.

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„Die Arbeit der Organisatoren ist zwar für dieses Jahr zunichtegemacht worden. Aber es wird weitergehen. Da bin ich mir sicher“, schrieb Mitfavorit John Degenkolb, der 2011 vor der Alten Oper in Frankfurt triumphiert hatte, voller Zuversicht auf seiner Facebook-Seite.

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„Die Veranstaltung wird aus der Sache gestärkt herausgehen, weil viele Menschen sagen, wir lassen uns nicht terrorisieren. Wir werden am 1. Mai nächsten Jahres wieder unser Rennen machen. Wir freuen uns auf 2016“, versicherte Veranstalter Bernd Moos-Achenbach.

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Am Vorabend hatte das hessische Landeskriminalamt (LKA) nach einem Bomben- und Waffenfund bei einem Islamisten-Paar in Oberursel die 54. Auflage des beliebten Radrennens wegen einer Gefährdung der Bevölkerung abgesagt. Zwar sei ein geplantes Anschlagziel nicht bekannt. „Allerdings gab es deutliche Überschneidungen von Streckenverlauf des Radrennens und Bewegungsprofil der festgenommenen Personen“, hieß es in einer Mitteilung.

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Der Wahl-Frankfurter Degenkolb, der vor seiner Haustür nach den Frühjahrsklassikern Mailand - Sanremo und Paris - Roubaix auf den Sieg-Hattrick in diesem Jahr gehofft hatte, sprach im Hessischen Rundfunk von einer „krassen Situation. Normalerweise passieren solche Dinge ganz weit weg. Nun ist man mittendrin. Das ist definitiv ein sehr trauriger Tag für den Sport.“

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Der Mitfavorit zeigte sich überrumpelt und geschockt von der Absage. „Man ist voll fokussiert und bereitet sich auf das Rennen vor, und dann wird einem plötzlich gesagt, es findet gar nicht statt. Das war ein Hammer“, berichtete Degenkolb.

Trotz der Festnahme der Verdächtigen konnte die Gefahr eines Anschlags nicht ausgeschlossen werden, weshalb das LKA keine Alternative zu der drastischen Entscheidung sah. „Wir müssen wissen, ob es Mittäter gibt, die noch agieren oder schon agiert haben“, erklärte ein LKA-Sprecher.

Davon unbeeindruckt absolvierten einige Hundert Hobbyfahrer das Jedermann-Rennen, um damit ein Zeichen gegen Gewalt und Terror zu setzen. „Der Radsport lebt“, stellte Moos-Achenbach fest. Die Absage bezeichnete er als „absolut richtig“. Die finanziellen Folgen konnte er noch nicht abschätzen. Der Etat für die Veranstaltung liegt zwischen 800 000 und einer Million Euro. „Wir sind versichert, die Details werden wir am Montag klären“, sagte Moos-Achenbach.

Zugleich hob er die große Solidarität hervor. Sponsoren und Teams hätten bereits signalisiert, dass sie weiter zu der Veranstaltung stehen. „Das ist ein großes Zeichen für den Radsport und das Rennen“, erklärte der 62-Jährige.

Frankfurts Sport- und Ordnungsdezernent Markus Frank (CDU) sagte bereits die weitere Unterstützung der Stadt zu. „Es ist niederträchtig, wenn der Sport angegriffen wird. Man muss auf allen Ebenen wachsam sein. Aber wir lassen uns nicht von kranken Menschen einschränken. Es geht weiter“, betonte er.

Auswirkungen auf den Triathlon-Ironman Anfang Juli und den Marathon Ende Oktober in der Mainmetropole befürchtet Frank nicht: „Wir haben mehr Zeit, die Veranstaltungen vorzubereiten. Ich warne vor Hysterie. Wir sind ein freiheitliches Land.“

Rudolf Scharping, Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer, bezeichnete die Absage als „schweren Schlag für den Sport, die Zuschauer und die vielen Ehrenamtlichen“. Es sei aber eine verständliche Entscheidung des LKA. „So etwas, was in Boston passiert ist, will natürlich niemand erleben.“

Im April 2013 war der Boston-Marathon Ziel eines Anschlags gewesen, bei dem drei Menschen starben. Radprofi Fabian Wegmann, Frankfurt-Sieger 2009 und 2010, meinte daher: „Ich liebe dieses Rennen. Aber das geht nicht soweit, dass ich dafür mein Leben riskiere.“