Rudi Altig im Alter von 79 Jahren an Krebs gestorben
Berlin (dpa) - Auf dem Rennrad war Rudi Altig ein unerbittlicher Kämpfer, „Sacre Ruedi“ nannten ihn die Franzosen hochachtungsvoll - seinen letzten Kampf hat der letzte deutsche Weltmeister nun verloren.
Altig ist am Samstag im Alter von 79 Jahren an den Folgen eines Krebsleidens gestorben. Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) bestätigte auf dpa-Anfrage eine entsprechende Meldung der „Bild“ und der „Sport Bild“. Demnach verstarb Altig in einem Hospiz in Remagen. Der gebürtige Mannheimer litt bereits seit längerer Zeit unter der Krankheit. „Wir trauern um Rudi Altig und drücken seiner Familie unser herzliches Beileid aus“, sagte BDR-Präsident Rudolf Scharping.
Altig gewann 1966 auf dem Nürburgring als bislang letzter deutscher Radsportler den WM-Titel auf der Straße. Jahrelang hatte er darauf gewartet, dass ein Landsmann seinen Erfolg wiederholt. Doch egal, ob Jan Ullrich, Erik Zabel oder zuletzt John Degenkolb - sein Wunsch ging nicht in Erfüllung.
Der dreifache Familienvater, der seine zweite Frau Monique hinterlässt, gehörte zu den erfolgreichsten deutschen Fahrern überhaupt. Allein 18 Etappensiege feierte er bei den drei großen Rundfahrten Tour de France (8), Giro d'Italia (4) und Vuelta (6). Bei der Frankreich-Rundfahrt trug er auch 18 Tage lang das Gelbe Trikot, was nach ihm nur noch Ullrich gelang.
Seine Karriere hatte Altig auf der Bahn begonnen, wo er drei Weltmeistertitel in der Einerverfolgung gewann. Nach seinem Wechsel auf die Straße entwickelte er sich zu einem erfolgreichen Fahrer für Eintages-Klassiker. So holte er unter anderem Siege bei der Flandern-Rundfahrt (1964) und Mailand-San Remo (1968). Auch den Gesamtsieg bei der Spanien-Rundfahrt (1962) war ihm geglückt. Für einen Erfolg bei der Tour reichte es jedoch nicht, dafür war sein Kampfgewicht von 85 Kilogramm zu schwer.
Bis ins hohe Alter war Altig dem Radsport eng verbunden geblieben, stets zeigte er sich gut durchtrainiert. Noch vor wenigen Jahren legte er 2000 bis 3000 Kilometer pro Saison zurück, spielte Golf und auch den Kopfstand als Yoga-Übung zur Wirbelsäulen-Entlastung beherrschte der „rüstige Rentner“ ohne Probleme.
Gegen seine Krankheit hatte er stets angekämpft. Schon 1994 meisterte er eine Magenkrebs-Erkrankung. Danach kam er wie selbstverständlich zurück an der Rennstrecke. Jahrelang hatte der gelernte Kfz-Elektriker auch die Rennleitung bei diversen deutschen Radrennen übernommen.
Kontrovers war seine Haltung zum Thema Doping. Altig hatte zu seiner aktiven Zeit den Spitznamen „radelnde Apotheke“, weil er mit dem ein oder anderen Mittelchen nachhalf. Er wurde 1969 bei der Tour des Dopings überführt und 1966 hatte er sich beim belgischen Klassiker Flèche Wallonne einer Kontrolle entzogen.
Für Altig war das „Kleinkram“, kein Vergleich zu heutigen Zeiten. „Ich weiß, was ich gemacht habe. Mit Doping hatte das nichts zu tun. Wir haben gut trainiert, viel geschlafen und gut gegessen, und wenn wir Kopfweh hatten, gab's vom Arzt eine Tablette. Das machten doch alle so. Doping ist, wenn man Blut panscht. Außerdem betrifft das den gesamten Sport und nicht immer nur die Radfahrer“, schimpfte der Ex-Sprinter.
An seinen 80. Geburtstag, den er am 18. März nächsten Jahres gefeiert hätte, wollte er noch einmal in großer Runde im Kurhaus von Bad Neuenahr mit einem „Roten“ anstoßen. Dazu wird es nicht mehr kommen.