Weltmeister Martin: „Man muss den Schmerz lieben“
Florenz (dpa) - Fragen an den dreifachen Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin vor Journalisten nach dem Rennen am Mittwoch in Florenz.
Frage: Was ging Ihnen auf dem Siegerpodest durch den Kopf?
Martin:Das war ein sehr emotionaler Moment. Du hast das ganze Jahr auf diesen Tag hingearbeitet und dann fällt der ganze Druck von dir. Dieser Sieg war das Highlight meiner Saison.
Frage: Kann man die drei Titelgewinne vergleichen?
Martin:Der erste Titel vor zwei Jahren in Kopenhagen war sicher der schönste. Aber heute kommt dem Gefühl von damals sehr nahe. Das war hier vielleicht das schnellste Zeitfahren meiner Karriere.
Frage:Was zeichnet einen Spitzenzeitfahrer aus?
Martin:Zeitfahren geht nur über den Kopf. Du musst mental sehr stark sein und den Schmerz lieben.
Frage:Welche Strategie hatten Sie sich für den Sieg zurechtgelegt?
Martin:Sicher war von Vorteil, dass ich 95 Prozent der Strecke von unserem Sieg im Teamzeitfahren von Sonntag kannte. Vor der WM bin ich den Parcours dreimal abgefahren. Im Rennen hatte ich immer die Zwischenzeiten im Verhältnis zu meinen härtesten Konkurrenten Wiggins und Cancellara. So konnte ich mich an sie ranrobben. Als ich mit 40 Sekunden Vorsprung aus der Altstadt kam, hatte ich die letzten fünf Kilometer keine Schmerzen mehr und wusste, dass ich den Titel hole.
Frage:Bei der Tour hatten Sie und ihr Teamarzt erklärt, in Zukunft einen anderen Rennfahrer-Typ aus sich machen zu wollen. Sie wollten mit weniger Gewicht das Gesamtklassement großer Rundfahrten ins Visier nehmen - wann beginnt die Metamorphose?
Martin:Das waren nur Gerüchte. Ich möchte darüber eigentlich nicht sprechen. Aber ich will meine Zeitfahr-Fähigkeiten natürlich nicht hergeben. Mein ganz großes nächstes Ziel sind die Olympischen Spiele. Ich habe im Moment keine Optionen das Gesamtklassement betreffend.