Die zweifelhafte Nummer eins Angelique Kerber verliert und rückt dennoch vor

Indian Wells (dpa) - Wenn am 20. März die neue Weltrangliste veröffentlicht wird, dann steht Angelique Kerber wieder an der Spitze - daran ändert auch das Achtelfinal-Aus in Indian Wells nichts.

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Zum zweiten Mal in ihrer Karriere übernimmt die Kielerin nach dem Masters-Event in Indian Wells den Tennis-Thron. Doch während es im vergangenen Herbst keinen Zweifel daran gab, dass Kerber nach ihrem imposanten Jahr 2016 mit den Grand-Slam-Titeln in Melbourne und New York völlig zurecht die Nummer eins war, so wirkt die Zahl 1 vor Kerbers Namen nun etwas unwirklich.

Schließlich spielt Kerber in diesem Jahr bislang kaum einmal wie eine Branchenführerin. In Kalifornien schied sie mit 3:6, 3:6 gegen die Russin Jelena Wesnina aus und erlebt damit weiter eine mäßige Saison. Schon in der Runde zuvor stand die Linkshänderin gegen die Französin Pauline Parmentier kurz vor dem Aus und kam nur dank eines für sie so typischen Kraftaktes über 2:30 Stunden weiter.

„Es war nicht mein Tag. Ich habe mich nicht gut bewegt“, sagte Kerber nach der klaren Pleite gegen Wesnina und lobte ihre an Nummer 14 gesetzte Gegnerin: „Sie hat gutes Tennis vom Anfang bis zum Ende gespielt, und sie war aggressiv. Ich habe nicht zu meinem Spiel gefunden.“

Die Aussagen der Norddeutschen nach ihren Niederlagen wiederholen sich in diesem Jahr. Egal, ob in Melbourne oder in Doha - eine wirkliche Erklärung für ihre ungewöhnlich vielen frühen Niederlagen hat Kerber bislang nicht gefunden. Nur weil Serena Williams in Indian Wells verletzt fehlte, übernimmt Kerber wieder die Spitze. Aber irgendwie ist der 29-Jährigen in der Pause zwischen dem Traum-Jahr 2016 und der bislang enttäuschenden Saison 2017 die Leichtigkeit verloren gegangen.

„Während eines Jahres hat man immer mal Höhen und Tiefen“, sagte Kerber. Sie werde das Positive mit nach Miami nehmen, wo in der kommenden Woche das nächste Turnier ansteht - viel wird das nach dieser Woche in Indian Wells allerdings nicht sein. Der Aufschlag ist nach wie vor ein Riesenproblem, insgesamt war sie auf dem Weg, druckvoller zu spielen und die Partien zu bestimmen, schon einmal deutlich weiter.

Das Tennis-Spektakel in der kalifornischen Wüste geht damit ohne deutsche Beteiligung weiter. Denn vor Kerber hatte sich am Dienstag in Alexander Zverev auch der letzte Deutsche bei den Herren in der dritten Runde verabschiedet. Der 19 Jahre alte Hamburger war im zuvor mit viel Spannung erwarteten Duell mit dem Australier Nick Kyrgios beim 3:6, 4:6 chancenlos.

Zverev verpasste damit auch ein reizvolles Duell mit dem ehemaligen Weltranglisten-Erste Novak Djokovic. Der Serbe bezwang den Argentinier Juan Martin del Potro 7:5, 4:6, 6:1. Im vergangenen Jahr war Djokovic bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro gleich in seinem Auftaktmatch am späteren Finalisten Del Potro gescheitert.

Bereits im Achtelfinale kommt es zu einer Revanche für das Australian-Open-Finale zwischen Roger Federer und Rafael Nadal. Der Schweizer Melbourne-Champion bezwang den Amerikaner Steve Johnson 7:6 (7:3), 7:6 (7:4), der in Australien unterlegene Nadal siegte in einem spanischen Duell 6:3, 7:5 gegen Fernando Verdasco. Der Gewinner des Klassikers trifft dann im Viertelfinale auf Djokovic oder Kyrgios.