Kerber ohne Druck - Start in Brisbane

Offenbach (dpa) - Als Angelique Kerber am zweiten Weihnachtstag in Hamburg in den Flieger stieg, verspürte die deutsche Nummer eins trotz der gestiegenen Erwartungen keine Angst. „Nein, ich freue mich einfach“, sagte die Kielerin der Nachrichtenagentur dpa mit Blick auf die neue Tennis-Saison.

Dass sie nach ihren tollen Erfolgen im abgelaufenen Jahr und dem Sprung auf Platz fünf der Weltrangliste fortan stets ganz besonders im Fokus stehen wird, versucht die 24-Jährige beiseitezuschieben. „Nein, die Rolle der Gejagten macht mir keine Angst“, sagte Kerber voller Überzeugung.

Die Schleswig-Holsteinerin startet beim am Sonntag beginnenden WTA-Turnier in Brisbane ins neue Jahr. Danach ist eine Teilnahme in Sydney geplant, ehe mit den Australian Open in Melbourne das erste Highlight 2013 ansteht. „Es wird kein einfaches Jahr, aber ich bin einfach heiß darauf zu beweisen, dass ich es noch besser kann“, meinte Kerber.

Gerade einmal zweieinhalb Wochen Pause gönnte sie sich nach ihrem Ausscheiden bei der Weltmeisterschaft in Istanbul Ende Oktober, für die sie sich als erste Deutsche seit Anke Huber 2001 qualifiziert hatte. „Eine Woche länger wäre schön gewesen“, gesteht Kerber, doch sie ist überzeugt davon, dass die Zeit gereicht hat, um den Akku wieder aufzuladen. „Ich habe vom ersten bis zum letzten Tag nicht einmal an Tennis gedacht“, erzählte Kerber, die im Urlaub auf den Malediven abschaltete. Einziger Nervenkitzel war die Beobachtung eines Hais beim Tauchkurs, ansonsten ließ sie die Seele baumeln.

Nun ist Kerber wieder bereit für neue Herausforderungen. Ihre Vorbereitung hatte die Norddeutsche dieses Mal in drei Abschnitte aufgeteilt. Zunächst stand ein lockerer Aufgalopp in ihrer zweiten Heimat Polen auf dem Programm, danach wurde zwei Wochen intensiv in der Tennis-Akademie in Offenbach gearbeitet, wo auch Andrea Petkovic und der Österreicher Jürgen Melzer trainierten.

Zum Abschluss bereitete sich Kerber dann noch in ihrer Heimatstadt Kiel vor, ehe es nach dem Weihnachtsfest mit der Familie in Polen Richtung Australien ging. „Wenn man lange Zeit an einem Ort ist, kann die Zeit auch zu lang werden. Ich denke, das war für mich die beste Mischung“, begründete Kerber ihre mehrgleisige Trainingsphase.

Nach ihren beiden ersten Turniersiegen 2012 in Paris und Kopenhagen erwarten viele Fans von der Linkshänderin 2013 den ganz großen Triumph bei einem der vier Grand-Slam-Turniere. Doch Kerber will sich selbst nicht unter Druck setzen. „Das war in der Vergangenheit schon mal ein Problem, von daher weiß ich, wie es ist, wenn ich mich zu sehr unter Druck setze. Dann kann ich gleich zu Hause bleiben“, meinte Kerber, die ihre Karriere 2011 nach einer monatelangen Serie von Erstrunden-Pleiten fast schon beendet hätte.

Deswegen sieht sie die kommenden zwölf Monate in erster Linie als „Bestätigungsjahr“ an. „Wenn ich im Dezember 2013 zu Hause sitze und sagen kann, ich habe alles gegeben, dann ist das Jahr für mich gut gelaufen“, sagte Kerber. „Egal, ob ich dann auf Platz eins, fünf, zehn, 30 oder 100 stehe.“ Ein solcher Absturz ist nach Meinung von Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner aber nicht zu befürchten. „Vielleicht kann sie mit den Erfahrungen dieses Jahres sogar noch einen draufsetzen“, sagte Rittner vielmehr hoffnungsvoll.