Lisicki mit Zittersieg - Mayer besiegt Petzschner

London (dpa) - Sabine Lisicki ballte energisch die Faust und war die personifizierte Erleichterung: Mit einem Zittersieg hat die formschwache Vorjahreshalbfinalistin in Wimbledon die dritte Runde erreicht.

3:6, 6:2, 8:6 hieß es nach 2:22 Stunden Spielzeit gegen die auf WTA-Ranking 117 eingestufte Serbin Bojana Jovanovski. Damit machte die 22-jährige Berlinerin am Mittwoch trotz zig Doppelfehlern bei ihrem Lieblingsturnier einen weiteren Schritt aus ihrer Krise der vergangenen Wochen. „Ich finde, ich habe gut gekämpft. Ich liebe es hier einfach zu spielen und das gibt mir extra Energie. Man hat diese Momente vom letzten Jahr noch im Kopf“, sagte Lisicki.

Den hohen Besuch von Prinz Charles bekam sie dabei gar nicht mit. Der älteste Sohn der Queen, der sich erstmals seit 1970 in Wimbledon zeigte, verfolgte nur aus der Royal Box auf dem Centre Court die Partie von Roger Federer. Der sechsfache Turnier-Champion verriet nach seinem 6:1, 6:3, 6:2-Blitzsieg über den Italiener Fabio Fognini: „Ich hatte die Chance, Prinz Charles fünf Minuten kennenzulernen.“ Bei dem Plausch in den Katakomben habe sich Camilla nach seinen Zwillingsmädchen erkundigt, „sie ist ja Großmutter von Zwillingen. Und sie hat gesagt, wie leicht mein Tennis aussieht.“

Von solchen Highlights konnte Deutschlands Top-Ten-Spielerin Angelique Kerber am Mittwoch nicht berichten - ihr Tag bestand vor allem aus zähem Warten. Nieselregen im Südwesten Londons sorgte für eine lange Regenunterbrechung. Die spät angesetzte Zweitrundenpartie der Weltranglisten-Achten aus Kiel wurde auf Donnerstag verschoben. Benjamin Beckers Match gegen Radek Stepanek (Tschechien/28 der Setzliste) wurde bei 2:6, 6:5 wegen Dunkelheit abgebrochen.

Da hatte Lisicki längst ihr Tagwerk verrichtet und gut gelaunt die Anlage verlassen. „Egal wie - Bine hat gewonnen. Sie steht in Runde drei und hat weiter Selbstvertrauen zurückgewonnen“, meinte Bundestrainerin Barbara Rittner. „Der Schlüssel war, dass sie mental nicht zusammengebrochen ist“, sagte Lisicki-Mentor Nick Bollettieri.

Auch Florian Mayer musste für seinen Drittrundeneinzug hart kämpfen: Im Bayreuther Duell holte er gegen Philipp Petzschner einen 0:2-Satzrückstand auf, um sich am Ende 3:6, 3:6, 6:4, 6:2, 6:4 durchzusetzen. Leichter hatte es Julia Görges. Die an 22 gesetzte Bad Oldesloerin bezwang in ihrer vom Vortag vertagten Erstrunden-Hängepartie Shahar Peer 6:2, 6:2. „Ich fand mein Spiel richtig gut. Aber der Anspruch kann nicht nur noch sein, hier die erste Runde zu gewinnen“, sagte Görges forsch. Auch der Weilerswister Björn Phau behielt beim „Nachsitzen“ die Nerven: Er beendete sein Auftaktmatch gegen Wayne Odesnik aus den USA mit 6:3, 3:6, 6:7 (3:7), 6:3, 6:4.

Lisicki bekommt es nun mit dem gefährlichen US-Youngster Sloane Stephens zu tun. Den einzigen Vergleich mit der 19-Jährigen verlor sie in zwei Sätzen auf Sand im Mai 2011. Vor den diesjährigen All England Championships hatte Lisicki vier Erstrunden-Pleiten in Serie verkraften müssen. Seit einer im April in Charleston (USA) erlittenen Knöchelverletzung sucht sie nach ihrer Form. Vor Wimbledon hatte sie sich extra eine Woche zum Trainieren in die Akademie von Star-Coach Bollettieri in Florida zurückgezogen.

Auftaktniederlagen kassierten dagegen die Qualifikanten Annika Beck und Dustin Brown. Die French-Open-Juniorensiegerin verpasste beim 3:6, 6:3, 3:6 gegen Olga Goworzowa (Weißrussland) eine Überraschung. Brown (Winsen/Aller) war gegen den an sieben gesetzten David Ferrer beim 6:7 (5:7), 4:6, 4:6 auf verlorenem Posten. Damit sind acht der 15 gestarteten Deutschen ausgeschieden.