Doping-Fälle im Tennis Sörgel über Sinner: „Wird bestraft werden müssen“
Nürnberg · Bekommt Italiens Tennisstar Jannik Sinner nachträglich doch noch eine Sperre aufgebrummt? Laut Fritz Sörgel wäre es angemessen. Auch zu Iga Swiatek äußert sich der Doping-Experte.
Für Doping-Experte Fritz Sörgel wäre eine nachträgliche Verurteilung für Tennisstar Jannik Sinner im Sinne des Anti-Doping-Kampfes. „Sinner wird bestraft werden müssen, weil er verantwortlich ist, was in seinen Körper kommt. Da hilft es auch nichts, wenn wirklich der Physio etwas an den Händen hatte“, sagte der Leiter des Instituts für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung in Nürnberg der Mediengruppe „Münchner Merkur/tz“.
Der Weltranglistenerste Sinner wurde im März zweimal positiv auf das verbotene anabole Steroid Clostebol getestet. Eine Sperre bekam der Italiener nicht, weil ihm laut verantwortlicher Agentur Itia kein vorsätzliches Verschulden und keine Fahrlässigkeit nachgewiesen werden konnte.
Sinner hatte erklärt, dass die verbotene Substanz bei einer Massage über die Hände seines Physiotherapeuten in seinen Körper gelangt seien. Die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada erhob Einspruch gegen den Freispruch und fordert eine Sperre von ein bis zwei Jahre, der Fall liegt mittlerweile beim Internationalen Sportgerichtshof Cas in Lausanne.
Kommunikation im Fall Sinner „skandalös“
Sinners Argumentation hätte zu keinem Freispruch führen dürfen, meinte Sörgel: „Verantwortung lässt sich nicht abgeben. Er muss sich um seine Entourage kümmern, da beißt die Maus keinen Faden ab.“
Deutlich stärker ist seine Kritik aber an der Kommunikation seitens Itia und der Vereinigung ATP. Es sei „skandalös“ und „inakzeptabel“, dass „die Sache fünf Monate geheim gehalten“ worden sei. Erst im August und damit Monate nach Sinners positiven Dopingproben waren diese öffentlich geworden.
Zurückhaltender äußerte sich Sörgel über den Dopingfall der polnischen Top-Spielerin Iga Swiatek. Die fünfmalige Grand-Slam-Turniergewinnerin war positiv auf das Mittel TMZ getestet worden und hatte dies mit einem verunreinigten Arzneimittel begründet. Die Ermittler stuften Swiateks Aussagen als glaubwürdig ein und werteten den Vorstoß als nicht schwerwiegenden Fall. Swiatek stimmte einer Sperre über einen Monat zu.
Theoretisch bestehe die Möglichkeit einer Verunreinigung, weil „die Produzenten ihren Kessel nicht ordentlich sauber machen. Dann kleben an Stoff B eben noch Reste vom Stoff A vom Vortag“, erklärte Sörgel: „Aber da würde ich gerne alle Unterlagen sehen, weil ich sicher bin, dass man in Polen alles tut, um seine Super-Sportlerin zu schützen.“
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