Tischtennis Timo Boll wieder die Nummer eins: Habe „an Scherz“ geglaubt
Frankfurt/Main (dpa) - Timo Boll ist 15 Jahre nach seinem ersten Gipfelsturm zum dritten Mal die Nummer eins - und zugleich der älteste Spieler an der Spitze der Tischtennis-Weltrangliste.
Dies geht aus dem vom 1. März an gültigen Ranking des Weltverbandes ITTF hervor. Der Profi von Borussia Düsseldorf feiert am 8. März seinen 37. Geburtstag. Boll löst seinen Nationalmannschafts-Kumpel und -Doppelpartner Dimitrij Ovtcharov als Spitzenreiter ab und übertrumpft als internationaler Senior den legendären Schweden Jan-Ove Waldner, der im Oktober 1997 fünf Jahre jünger war.
„Als Dima vor wenigen Tagen zu mir kam und meinte, ich sei im März wieder die Nummer 1 der Weltrangliste, glaubte ich zunächst an einen Scherz“, sagte Boll in einer Pressemitteilung seines Clubs über Ovtcharov, der am 1. Januar erstmals die Weltrangliste anführte und nun hinter Boll und dem Chinesen Fan Zhendong auf Rang drei zurückfällt. „Aber er kennt sich mit diesen Statistiken perfekt aus. Nun hat der Computer tatsächlich dieses Ergebnis ausgespuckt, und ich möchte eine gewisse Freude nicht verhehlen.“
Boll stand bereits von Januar bis Mai und im August und September 2003 sowie von Januar bis März 2011 an der internationalen Spitze. Der gebürtige Odenwälder war sechsmal Einzel-Europameister und holte mit dem deutschen Team einmal Olympia-Silber und zweimal Bronze.
„Es ist die Bestätigung für meine harte Arbeit der letzten Monate. Es ist auch eine Bestätigung für meine Konstanz“, sagte Boll nach seinem unverhofften Sprung an die Spitze. Er war bereits vom Weltverband ITTF als „Spieler des Jahres“ 2017 ausgezeichnet worden. Im vergangenen Jahr gewann er unter anderem die Asien-Pazifik-Liga T2, die Korea Open und den Mannschafts-Titel bei der EM. Zuletzt siegte er beim Europas Top-16-Turnier in Montreux/Schweiz.
„Timo Boll hat schon längst den Status einer Legende und gehört eben immer noch zu den absolut besten Spielern der Welt. Er ist ein Mann, der mehr als 20 Jahre lang in Sieg und Niederlage seine Mitte nie verloren hat“, sagte der frühere deutsche Verbandspräsident Hans Wilhelm Gäb, heute Verwaltungsratsvorsitzender von Borussia Düsseldorf.
Ebenso wie zuvor Ovtcharov profitiert nun auch Boll vom neuen Weltranglisten-System, das Vielspieler wie ihn seit Januar begünstigt und das auch von Boll „kritisch“ betrachtet wird. „Ich habe schon zu Jahresbeginn meine Meinung zum neuen Weltranglisten-System deutlich gemacht. An dieser Meinung ändert sich natürlich nichts, auch wenn nun ich ganz oben stehe“, sagte der deutsche Fahnenträger der Olympischen Spiele von Rio de Janeiro.
„Ich glaube weiterhin, dass Ma Long, Fan Zhendong oder Dimitrij Ovtcharov die Besten sind, auch wenn der Computer etwas anderes meint.“ Das neue System gönne einem keine Pausen und entschuldige keine Verletzungen. „Man muss viel spielen. Das habe ich die letzten zwölf Monaten getan und bin von Verletzungen verschont geblieben, weshalb mir das neue System nun zugutekam“, erklärte Boll.
Unstrittig ist auch: Die Superstars aus China haben gerade - bedingt durch Verletzungsprobleme und den Austausch ihres nahezu kompletten Trainerteams - ungewohnt große sportliche Probleme. Im Mai findet in Schweden die nächste Mannschafts-WM statt. Und den jahrelang unschlagbaren Chinesen steht dann ein deutsches Team gegenüber, zu dem Stand jetzt der Weltranglisten-Erste und der Weltranglisten- Dritte gehören. „Jahrelang wurde es von China dominiert. Jetzt ist wieder Leben in unserem Sport!“, hatte Boll bereits bei Ovtcharovs Aufstieg zur Nummer eins gesagt.