Beckert-Management droht mit Team-Boykott zu WM

Heerenveen (dpa) - Zehn Tage vor der Weltmeisterschaft in Sotschi fliegen im deutschen Eisschnelllauf-Team die Fetzen. Nach den Attacken von Claudia Pechstein auf Teamgefährtin Stephanie Beckert hat das Management der Olympiasiegerin aus Erfurt einen gemeinsamen Team-Start ausgeschlossen.

„Nach dem, was in Heerenveen vorgefallen ist, sehe ich im Moment keine Chance, dass Stephanie bei der Teamverfolgung der WM in Sotschi mit Frau Pechstein auf dem Eis steht“, erklärte Jochen Habermaier von Beckerts Vermarktungsfirma der Nachrichtenagentur dpa.

Nach dem Teamrennen beim Weltcupfinale hatte Pechstein der Teamgefährtin „Arbeitsverweigerung“ vorgeworfen und dies am Tag darauf auf ihrer Facebook-Seite bekräftigt. Beckert wollte diese Äußerungen nicht kommentieren und ließ ihr Management sprechen. „Wir fordern vom Verband eine klare Stellungnahme pro Beckert. Die Aussagen entlarven den Charakter von Frau Pechstein. Ihre Äußerungen widersprechen Fairplay und Respekt innerhalb einer Mannschaft. Dieses Recht hat Pechstein nicht“, kritisierte Habermaier und fügte hinzu: „In jeder anderen Mannschaft wären solche Aussagen sanktioniert worden. Wir werden über diesen Vorfall nicht so einfach hinweggehen.“

Für das beste Resultat beim Finale in Heerenveen sorgte Sprinterin Jenny Wolf, der am Freitag über 500 Meter der 61. Weltcupsieg ihrer Karriere (37,77) gelungen war. Nach Platz vier am Sonntag in 38,20 Sekunden landete sie im Gesamtklassement hinter Seriensiegerin Lee Sang-Hwa aus Südkorea auf Platz zwei. Den gleichen Gesamtrang sowie 10 000 Dollar Preisgeld sicherte sich Claudia Pechstein auf den langen Strecken mit Platz vier über 3000 Meter am Samstag. Den Griff nach dem mit 20 000 Dollar belohnten Gesamtweltcup verpasste die Berlinerin am Sonntag im Massenstartrennen. Dort hätte sie gewinnen müssen, um die Niederländerin Ireen Wüst noch von der Spitze verdrängen zu können. An ihrer heftigen Beckert-Kritik hielt sie fest. „Ich bin mit dem gesamten Auftritt von Steffi nicht zufrieden“, sagte die 41-Jährige dem ZDF und fügte überraschend hinzu: „Ich brauche den Zoff nicht, ich habe den Zoff nicht gemacht.“

Cheftrainer Markus Eicher und Teamchef Helge Jasch kündigten an, das Problem „intern“ aus der Welt schaffen zu wollen. „Es kann nicht sein, dass man öffentlich einer Kollegin Arbeitsverweigerung vorwirft. Stephanie leidet sehr darunter“, empörte sich Eicher und hofft nun auf ein klärendes Gespräch im Präsidium des Verbandes. Hingegen fand Sprint-Bundestrainer Thomas Schubert schon jetzt deutliche Worte: „Da muss jetzt Tacheles geredet werden.“ Auch bei Teamgefährten sorgte der Zoff für Unverständnis. So meinte Monique Angermüller, man hätte zu einem solchen Konflikt nicht auf Facebook Stellung nehmen sollen.

Hingegen wollte Gerd Heinze, der Präsident der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft, am Sonntag kein Machtwort sprechen und äußerte sogar gewisses Verständnis für Pechstein. „Das alles hat ja eine Vorgeschichte. Und Claudia hat nun mal einen professionellen Anspruch, der zu emotionalen Ausbrüchen geführt hat. Aber sie hätte das diplomatischer machen müssen“, räumte Heinze ein. Pechstein hatte zuvor moniert, dass Beckert im Vorfeld kein gemeinsames Training mit dem Team bestritt. „Ich denke, Stephanie sieht das selbst alles nicht so verbissen. Sie sind erwachsene Frauen und sollten den Streit jetzt beenden und sich allein auf die WM fokussieren“, forderte Heinze.