Weltcup in Oberhof Dahlmeier wird vor Olympia nicht nervös: „Wird schon werden“
Oberhof (dpa) - Den zweiten Platz ihrer Teamkolleginnen in der Staffel von Oberhof und die Nebelfarce bei den Männern verfolgte Laura Dahlmeier von zu Hause aus.
Sie wurde geschont, denn bei Deutschlands Biathlon-Königin läuft es gut fünf Wochen vor den Olympischen Winterspielen noch nicht nach Plan. Aber die 24-Jährige gibt sich betont gelassen. „Bei uns zu Hause sagt man: Wird schon werden“, antwortete die siebenmalige Weltmeisterin, von der in Pyeongchang nicht weniger als mindestens ein Mal Olympia-Gold erwartet wird, auf die Nachfrage zum Formaufbau. Zur Weltspitze fehlt noch ein Stück. Mit Blick auf Olympia rennt die Zeit. „Ich werde die nächsten Tage nutzen, um meinen Trainingsrückstand aufzuholen.“
Flog ihr in der Vorsaison der Erfolg zu, geht es für Deutschlands Sportlerin des Jahres derzeit deutlich schwerer. Sinnbildlich dafür war ihre Verfassung nach der Verfolgung beim Heim-Weltcup in Oberhof. Nach Platz sieben saß Dahlmeier nach dem Zieleinlauf eine gefühlte Ewigkeit völlig fertig am Boden. Sie war kreidebleich, schloss immer wieder die Augen, ihr Blick war vor Erschöpfung leer - Erinnerungen wurden wach an die WM 2017 in Hochfilzen, als sie nach Siegen zweimal kollabierte. Da verausgabte sie sich völlig, ging im Kampf um WM-Gold über die Grenzen. Nur Oberhof ist keine WM.
So könnte ausgerechnet im Olympia-Jahr die Gesundheit Dahlmeiers Goldmission gefährden. Den Weltcup-Auftakt hatte die passionierte Bergsteigerin wegen eines grippalen Infekts verpasst. Der nächste Infekt zwischen den Weihnachtsfeiertagen zwang die Partenkirchnerin zur Absage für die World Team Challenge auf Schalke. Auch ihr Start in Oberhof stand erst kurzfristig fest, sie wirkte im Sprint als 13. und Siebte des Jagdrennens noch nicht wieder topfit. Läuferisch ist sie logischerweise noch nicht auf dem Niveau der Vorsaison. Derzeit reichen keine 95 Prozent, um in die Top drei zu laufen. Zu stark ist die Konkurrenz um die viermalige Saisonsiegerin Anastasiya Kuzmina.
Fakt ist: Nach ihrer Vorsaison mit dem WM-Fünffach-Triumph, insgesamt zehn Siegen und dem Gewinn des Gesamtweltcups steht Dahlmeier, ob sie will oder nicht, unter immensem Erfolgsdruck - vor allem von außen. Aber auch ihre Ansprüche sind gewachsen. Doch bisher stehen erst ein Sieg und zwei Podestplätze zu Buche - zu wenig für Dahlmeiers Klasse.
Dennoch bleibt sie optimistisch. „Es überwiegt die Freude, dass es schon wieder ganz gut gegangen ist. Ich habe wieder einen Schritt nach vorne gemacht“, sagte Dahlmeier, die bereits am Samstag gen Heimat gefahren war. Die folgenden Weltcups in Ruhpolding nächste Woche und dann in Antholz dienen nun dem Olympia-Formbau.
Gleiches gilt für Simon Schempp. Ihn plagen seit Ende Dezember große Rückenprobleme. Er sei mehr bei der Physiotherapie als beim Training, sagte der Uhinger. Nach Platz 34 im Sprint verzichtete er auf Verfolgung und Staffel. „Ich hoffe, dass ich das schnell in den Griff bekomme“, meinte Schempp. Doch auch dem Massenstart-Weltmeister, der noch ohne Podiumsplatz in diesem Winter ist, sitzt die Zeit im Nacken. Ohne ihn und den erkältet fehlenden Erik Lesser erlebten Roman Rees, Johannes Kühn, Benedikt Doll und Arnd Peiffer in der Staffel bei irregulären Bedingungen eine Farce. Nach zehn Strafrunden und zehn Nachladern schafften sie es aber immerhin noch auf Rang sechs. Eigentlich hätte das Rennen abgebrochen werden müssen.
So schafften das deutsche Team beim ersten Heimspiel kein Einzelpodest. Beste Platzierungen waren die Ränge vier für Franziska Hildebrand im Sprint und Rang neun für Doll in der Verfolgung. Dennoch geben sich die Bundestrainer mit Blick auf den Saisonhöhepunkt gelassen.
„Wer jetzt schon in Höchstform ist, da bin ich mir nicht sicher, ob er das in fünf Wochen auch noch ist“, sagte Damen-Coach Gerald Hönig. Auch Männer-Kollege Mark Kirchner hält nichts von Panikmache. „Ich sehe uns immer noch auf einem guten Weg. Wir sind im Plan.“