Rekord-Weltmeisterin Neuner erwartet tolle Biathlon-WM
Leipzig (dpa) - Die Biathlon-Weltmeisterschaften in Oslo werden wieder Millionen Deutsche vor die Fernsehgeräte locken.
Auch Rekord-Weltmeisterin Magdalena Neuner fiebert dem Saisonhöhepunkt entgegen. Vor der Eröffnung der Titelkämpfe spricht die zweimalige Olympiasiegerin über das deutsche Team und ihre Hoffnungen.
Was erwarten Sie bei der WM vom deutschen Team?
Magdalena Neuner: Ich habe schon relativ hohe Erwartungen. Sowohl die Frauen angeführt von Laura Dahlmeier und Franziska Hildebrand als auch die Herren um Simon Schempp haben tolle Rennen mit zwölf Siegen und vielen Podestplätzen abgeliefert. Wenn man im Weltcup um die Podestplätze mitkämpft, kann man das auch bei der WM. Ich glaube, dass es für unser Team eine sehr erfolgreiche WM werden kann.
In welchen Wettbewerben sehen Sie die besten Medaillenchancen? Und wie viele Medaillen erwarten Sie?
Neuner: In den Staffeln können wir schon drei Medaillen holen, das muss fast schon erwartet werden. Auch im Sprint, den Verfolgern und Massenstarts haben wir gute Chancen, im Einzel mal sehen. Ich glaube, Kati Wilhelm ist mit ihrer Prognose von acht Medaillen gar nicht so weit weg. Das hört sich zwar viel an, aber wenn man sieht, wie groß das Potenzial im gesamten Team ist, sind acht Medaillen realistisch.
Wen haben Sie besonders auf der Rechnung?
Neuner: Bei Laura Dahlmeier und Simon Schempp kann man sich nach den Vorleistungen schon trauen, zu sagen, dass man von ihnen eine Medaille erwartet. Aber auch Franziska Hildebrand, Erik Lesser, vielleicht Benedikt Doll und Arnd Peiffer, wenn er hoffentlich wieder fit wird, sind Kandidaten für das Podest. Aber es muss auch immer alles passen, denn die Konkurrenz ist natürlich groß.
Bei den Männern ragt Simon Schempp mit bisher vier Saisonsiegen heraus. Ist da eine Medaille fast schon Pflicht?
Neuner: Simon ist reif für einen Titel. Er hat unheimlich hart dieses Jahr trainiert und sich noch mal enorm weiterentwickelt. Er ist im allerbesten Biathlon-Alter für einen Mann und vielleicht auch noch gar nicht an seinem Zenit angekommen. Er ist einer der wenigen, der es wirklich mit Martin Fourcade aufnehmen kann. Deshalb sehe ich große Chancen, dass er vielleicht sogar mehr als eine Medaille holen wird. Er ist auf jeden Fall ganz vorne mit dabei.
Schempps Pendant bei den Damen ist Laura Dahlmeier. Sie ist erst 22 Jahre alt, wird da schon zu viel Druck aufgebaut?
Neuner: Es ist schon realistisch, dass man von Laura nach den Vorleistungen einen Einzeltitel erwartet, vielleicht im Sprint oder im Massenstart. Eine Medaille traue ich ihr auf jeden Fall zu. Aber ich weiß auch, wie es sich als Sportlerin anfühlt, wenn alle reden und jeder von einem viel erwartet. Jeder der mitredet, macht es nicht unbedingt einfacher.
Könnte der hohe Erwartungsdruck für Laura Dahlmeier und Simon Schempp zum Problem werden?
Neuner: Ich glaube, dass Laura und Simon das gut verkraften. Beide sind Sportler, die in ihrer Mitte sind und das ganz gut bewerten können, was drum herum gesagt und erwartet wird. Deshalb kann man schon eine Medaille von ihnen erwarten und das auch sagen. Sie werden sich schon ihren Plan gemacht haben und sicher auch selbst hoffen und den Anspruch haben, dass sie eine Medaille holen.
ZUR PERSON: Magdalena Neuner (29) ist mit zwölf Mal WM-Gold Rekord-Weltmeisterin. 2010 holte sie in Vancouver zwei olympische Goldmedaillen. In ihrer Erfolgsbilanz stehen auch 34 Einzelsiege im Weltcup. 2007 und 2011 war die Bayerin Deutschlands Sportlerin des Jahres. Seit ihrem Rücktritt 2012 ist sie nur noch Zuschauerin.