TV-Expertin Neuner traut deutschen Biathleten viel zu
Östersund (dpa) - Auf die Frage aller Fragen hat Magdalena Neuner immer nur die eine Antwort. Ein Comeback der Rekordweltmeisterin wird es nie geben, auch wenn viele Biathlon-Fans sich das wünschen.
„Es wird ja immer wild darüber diskutiert, und viele haben es damals und heute nicht verstanden. Aber dazu bin ich nicht mehr bereit“, erzählte die 28-Jährige dem WDR. 2012 hatte Neuner völlig überraschend mit nur 25 Jahren auf dem Höhepunkt ihr Karriere dem Biathlon Ade gesagt. Sie kehrt aber als TV-Expertin auf den Fernsehbildschirm zurück. Sie kommentiert am Sonntag die beiden Staffel-Auftaktrennen im schwedischen Östersund.
Neuner genießt vielmehr ihr neues Leben als Ehefrau und Mutter - die eineinhalbjährige Tochter Verena Anna soll unbedingt ein Geschwisterchen bekommen: „Ich kann mir auf jeden Fall ein zweites Kind vorstellen. Das ist auch gewünscht und geplant. Ich bin sehr glücklich mit meinem neuen Leben.“ Zudem macht sie nur noch wenig Sport: „Ich glaube nicht, dass ich noch Chancen hätte mitzuhalten.“
Gute Chancen rechnet die Wallgauerin indes ihren früheren Teamkollegen aus. „Ich bin super optimistisch, dass wir ein Frauenteam haben, das konstant vorne in der Weltspitze mitlaufen kann“, sagte Neuner dem „Münchner Merkur“ (Samstag). Bei den Männern ist Simon Schempp „in extrem guter Form. Der ist für mich ein absoluter Favorit. Ich glaube, dass das gesamte deutsche Team daran anknüpfen kann, wo es letztes Jahr aufgehört hat.“ Im März holten beide deutschen Staffeln jeweils WM-Gold, zudem gewannen Erik Lesser (Gold), Laura Dahlmeier und Franziska Preuß (jeweils Silber) überraschend Einzelmedaillen. Insgesamt gab es elf Saisonsiege.
Die zwölfmalige Weltmeisterin wundert sich noch immer, dass ihre Nachfolgerinnen so schnell in die Erfolgsspur gefunden haben. „Ich habe nicht damit gerechnet, weil das Jahr davor mit Olympia in Sotschi enorm schwierig war“, sagte sie dem „Merkur“. Es sei spannend gewesen, wie dieses junge Team damit umgegangen sei. „Da hätte es schon passieren können, dass die eine oder andere daran zerbricht. Insofern war es erstaunlich, wie geschlossen, stark, selbstbewusst und erfolgreich die Mannschaft aufgetreten ist.“
Einen großen Anteil an dieser Entwicklung hat das Trainerteam um Chef Gerald Hönig und Co-Trainer Tobias Reiter. „Das ist ein super Team. Die beiden passen gut zusammen, ergänzen sich“, meinte die Doppel-Olympiasiegerin von Vancouver 2010, die erst dreieinhalb Jahre nach ihrem Rücktritt in den Weltcup-Zirkus zurückkehrt. Sie habe diesen Abstand gebraucht: „Das war wichtig für mich.“
Aber jetzt ist sie bereit. Als ARD-Expertin wird sie in Östersund, wo sie 2008 dreimal WM-Gold gewann, kommentieren. Auch „Auf Schalke“ und kommendes Jahr in Presque Isle ist „Gold-Lena“ dabei. Sie teilt sich die Aufgabe mit ihrer ehemaligen Teamkollegin und zweifachen Mutter Kati Wilhelm. Ein spezielles Fernsehtraining bekam Neuner nicht: „Ich glaube, die Leute mögen mich, weil ich so bin, wie ich bin.“
Gespannt ist sie, wie sich Miriam Gössner entwickelt. Nach ihrem Radunfall vor zweieinhalb Jahren hatte sie große Schwierigkeiten, wieder in Tritt zu kommen. „Miri hat gut gearbeitet. Ich wünsche ihr das Beste. Einfach aber wird es nicht. Sie muss sich immer wieder intern neu beweisen. Auch weil die Mannschaft sehr stark ist.“