Bob-Männer jung wie nie - Frauen brauchen Schubkraft
Lake Placid (dpa) - Jung, unerschrocken und bärenstark: Noch nie in der gut 100-jährigen Geschichte des Deutschen Bob- und Schlittenverbandes sind die Männer mit einem so jungen Piloten-Team in die Weltcup-Rennen gegangen.
Nachdem der 34-jährige Routinier Thomas Florschütz auf die drei Übersee-Wettkämpfe verzichtete, sind die deutschen Starter Manuel Machata (28 Jahre), Maximilian Arndt (25) und Francesco Friedrich (22) im Schnitt nur 25 Jahren alt.
„Der interne Wettbewerb in Deutschland ist bereits auf Weltklasse-Niveau, daher kann mittlerweile jeder unserer Piloten international um den Sieg mitfahren. Das war von Anfang an meine Philosophie, und diesen Weg setzen wir fort“, betonte Cheftrainer Christoph Langen, der erst zufrieden ist, „wenn wir bei der WM in St. Moritz alle drei Goldmedaillen gewonnen haben“.
Während Friedrich im Vorjahr nach der Verletzung von Florschütz schon zu Kurzeinsätzen im Weltcup kam und nun ab Freitag in Lake Placid in seinen zweiten Weltcup-Winter geht, starten Viererbob-Europameister Arndt und der Viererbob-Weltmeister von 2011, Machata, in ihre dritte Saison. Vor allem der Ramsauer Machata, der für den SC Potsdam startet, brennt auf die ersten Fahrten in Lake Placid. „Wir werden wieder alles geben, um Doppel-Weltmeister Steven Holcomb hier zu schlagen“, meinte Machata, der vor neun Monaten bei der WM im großen Schlitten hinter Arndt Dritter wurde.
Der Oberhofer Arndt scheint den zweiten Platz in Lake Placid im Viererbob abonniert zu haben. Bei seinem Debüt 2011 an der Bahn am Mount van Hoevenberg wurde er Zweiter, bei der WM 2012 sprang auch Silber heraus. „Holcomb hier auf seiner Bahn zu schlagen, ist unheimlich schwer“, meinte Arndt, der zudem mit Kevin Kuske im Zweierbob WM-Dritter wurde. Der viermalige Olympiasieger Kuske reiste nicht in die USA. Er laboriert noch an einer Verletzung und soll sich wie sein Pilot Florschütz in Ruhe auf den ersten europäischen Weltcup in Winterberg Anfang Dezember vorbereiten.
Mit Krankheitsausfällen hadern auch die erfahrenen Pilotinnen Cathleen Martini und Sandra Kiriasis. Nach dem plötzlichen Karriere-Ende von Martinis Topanschieberin Romy Logsch, die nach dem schweren Sturz auf der Olympia-Bahn in Whistler immer wieder über Fußprobleme geklagt hatte, fällt nun auch Petra Lammert im Bob von Turin-Olympiasiegerin Kiriasis aus. Die Hallen-Europameisterin im Kugelstoßen von 2009, die bei der WM in Lake Placid Silber gewann, hat sich gerade einer Bandscheibenoperation unterzogen.
„Wir haben wie schon vergangenes Jahr nicht nur zwei Topleute bei den Frauen, sondern schon fünf. Da kommen Berit Wiacker, Franziska Bertels, Christin Senkel und Stephanie Schneider dazu“, meinte Langen, der gerade bei Pilotin Kiriasis trotz ihrer 37 Jahre Fortschritte in der Athletik gesehen hat. „Die Athletik muss sich entwickeln. Das ist ein Prozess, den wir mit Blick auf Sotschi - auch bei Machata - gestartet haben. Dort muss dann der Kontakt zur Weltspitze hergestellt sein“, meinte Langen hinsichtlich der ersten 50 Meter.
Ansonsten ist sich gerade Kiriasis ihrer Stärke in der Bahn bewusst. „Ich bin auch schon ein altes Mädchen und muss das mit der Erfahrung an den Lenkseilen wettmachen“, sagte die neunfache Weltcup-Gesamtsiegerin. Eigentlich wollte sie schon aufhören: „Ursprünglich sollte die WM in St. Moritz ja früher und der Schlusspunkt sein, doch jetzt ist alles anders. Ich höre doch nicht ein Jahr vor Olympia auf.“