Bobpilotin Martini holt 4. EM-Titel vor Kiriasis
Altenberg (dpa) - Mit dem hauchdünnen Vorsprung von 2/100 Sekunden holte sich Bobpilotin Martini auf ihrer Hausbahn den EM-Titel. Tags zuvor hatte es einen schrecklichen Trainingssturz auf der anspruchsvollen Piste in Altenberg gegeben.
Die Kanadier sind aber außer Lebensgefahr.
In einem Wimpernschlagfinale hat sich Bob-Weltmeisterin Cathleen Martini in Altenberg ihren vierten Europameistertitel geholt und zugleich den zweiten Weltcupsieg in diesem Winter gefeiert. Nach zwei Durchgängen setzte sich die Lokalmatadorin aus Oberbärenburg mit Anschieberin Janine Tischer hauchdünn mit nur 2/100 Sekunden Vorsprung vor Teamkollegin Sandra Kiriasis (Winterberg) mit Petra Lammert an der Bremse durch. Auf Rang drei landete das Schweizer Duo Fabienne Meyer/Hanne Schenk. Die weiterhin im Weltcup führende Anja Schneiderheinze aus Winterberg wurde mit Christin Senkel Vierte.
„Es hat sich verdammt schnell angefühlt, aber geil“, sagte Martini, die auf der 1413 Meter langen Eispiste mit 17 Kurven die bessere Endgeschwindigkeit hatte. „Das war ein Einstand nach Maß, so kann es bei den Männern weitergehen“, bilanzierte Cheftrainer Christoph Langen nach dem Auftakt.
Die kanadische Olympiasiegerin Kaillie Humphries, vor zwei Jahren noch siegreich auf dieser Bahn, hatte nach dem schweren Sturz ihres Teamkollegen Chris Spring ihren Start kurzfristig abgesagt. Bei seiner ersten Fahrt im großen Schlitten in Altenberg verunglückte der kanadische Viererbobpilot am Vortag schwer und bohrte sich mit rund 90 Stundenkilometern mit seinem insgesamt 630 Kilogramm schweren Bob in die Holzverkleidung der Bahn. Wegen der hohen Geschwindigkeit am Ende der Fahrt konnte er den Aufprall nicht mehr verhindern.
Pilot Spring erlitt bei seinem ersten schweren Sturz eine schwere Oberschenkelverletzung, nachdem sich ein Holzteil in seinen Körper gebohrt hatte. Wie der Sprecher des Dresdner Universitätsklinikum, Holger Ostermeyer, der Nachrichtenagentur dpa sagte, wurde dem schwer verletzten Piloten in der Operation ein Stück Holz aus der Oberschenkelmuskulatur entfernt. Zudem wurde ihm die Nase gerichtet. Er verbrachte die Nacht auf der Intensivstation, wurde am Freitagmittag aber auf die Normalstation verlegt. Die Wirbelsäule sei nicht verletzt wurden.
Spring hat die WM im Februar in Lake Placid abgehakt, fühlt sich nach eigenen Aussagen den Umständen entsprechend okay. Es sei alles noch sehr schmerzhaft, hätte aber auch schlimmer kommen können, ließ er den Ärzten ausrichten.
Drei der vier Insassen mussten nach dem Unfall in der Zielkurve mit zwei Hubschraubern in umliegende Krankenhäuser von Dresden, Pirna und Friedrichstadt gebracht werden. Der Weltverband FIBT hatte am Mittag dann Entwarnung gegeben, dass alle vier Crewmitglieder bei Bewusstsein sind und nicht in Lebensgefahr schweben. „Ich werde versuchen, sie im Krankenhaus zu besuchen. Die Gesundheit unserer Sportler hat oberste Priorität“, sagte FIBT-Präsident Ivo Ferriani bei einer Pressekonferenz in Altenberg.
„Wir haben die TV-Bilder mit Hilfe eines ehemaligen Weltklasseathleten analysiert und nach Prüfung der Faktenlage gehen wir von einem klaren Fahrfehler aus. Das ist Rennsport und solche Unfälle kann man nie ausschließen. Eine absolute Sicherheit im Bobsport gibt es nicht“, sagte Rainer M. Jacobus, Vizepräsident des Bob- und Schlittenverbandes für Deutschland.
Im ersten Skeleton-Rennen des neuen Jahres verteidigte der Lette Martins Dukurs seinen Europameistertitel. Der Weltmeister und Olympia-Zweite gewann zudem seinen vierten Weltcup nacheinander in diesem Winter. Der Weltcup-Gesamtführende hatte nach zwei Läufen 1,07 Sekunden Vorsprung auf seinen Bruder Tomass.
Dritter wurde der Oberhofer Junioren-Weltmeister Alexander Kröckel, der seine erste EM-Medaille gewann. „Ein Wahnsinnsgefühl, vor so vielen Leuten eine Medaille zu gewinnen, Nach dem Training konnte ich damit nicht rechnen“, sagte Kröckel. Auf Rang vier landete Frank Rommel aus Zella-Mehlis vor Alexander Gassner aus Winterberg, der seine beste Platzierung im Weltcup erreichte.