Deutschland oder Frankreich? - Savchenko zögert

Chemnitz (dpa) - Aljona Savchenko fliegt hoch durch die Luft, bevor sie sicher in starken Armen landet. Das ist ein gewohntes Bild in der Trainingshalle von Chemnitz, und doch ist diesmal alles anders.

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Denn seit April trainiert die 30-Jährige nicht mehr mit Robin Szolkowy, mit dem sie fünf WM-Titel und zweimal Bronze bei den Olympischen Spielen gewann, sondern mit dem fünf Jahre jüngeren Bruno Massot aus dem nordfranzösischen Caen.

Unter der Anleitung von Trainer Ingo Steuer übt das Paar Hebungen, Pirouetten, Würfe und Sprünge. Die Feinabstimmung ist nicht perfekt, das Potenzial unverkennbar. Hier reift ein neues Spitzenpaar heran. „Wenn die Technik der Partner vorher ganz verschieden war, dann ist das sehr schwierig. Trotzdem sehe ich einen Prozess, der nach vorne geht. Es ist für mich realistisch, dass wir uns das Ziel gesetzt haben, in Korea um Gold zu kämpfen“, sagt Steuer. Bis zu den Winterspielen 2018 in Pyeongchang sind es noch dreieinhalb Jahre.

In Südkorea hatten Savchenko/Massot bereits im Mai ihren ersten Auftritt bei einem Schaulaufen von Eislauf-Star Kim Yu-Na. Massot sprang ein, nachdem Szolkowy keine Shows mehr laufen wollte. Der 34-Jährige wird im Sommer erstmals als Trainer arbeiten.

Es ist noch ein weiter Weg vom Schaulaufen bis zu Olympia, niemand weiß das besser als Aljona Savchenko. Doch die ehrgeizige Eiskunstläuferin will alles tun, um ihr Ziel zu erreichen. Dabei denkt sie an den dreifachen Wurfaxel und sogar an waghalsige vierfache Würfe. „Ich denke, dass jetzt ein Bruch im Paarlauf kommt und dass wir mehr vierfache Würfe sehen werden“, sagt sie.

Massot steht hinter ihr: „Wir sind uns einig, dass wir Dinge zeigen wollen, die noch niemand gesehen hat, ob dies nun die Würfe oder Hebungen sind.“ Da Massot gut zehn Zentimeter größer ist als Szolkowy, eröffnen sich neue Möglichkeiten.

Für welches Land wird das talentierte Duo aber laufen, wenn es nach der vorgegebenen Einjahressperre von April 2015 an international startberechtigt ist? Die Deutsche Eislauf-Union und der DOSB wollen Savchenko nicht gerne ziehen lassen. Und auch die Läuferin und Steuer wollen lieber für Deutschland starten. Doch dem steht im Weg, dass Steuer wegen seiner Stasi-Verstrickungen immer noch nicht aus offiziellen Mitteln bezahlt werden darf. Frankreich habe finanzielle Unterstützung zugesichert, sobald eine Freigabe von Savchenko erfolge, erklärt Steuer. Momentan coacht er die Läufer ohne Bezahlung. Savchenko erhält als Kadersportlerin noch Unterstützung, Massot bekommt derzeit gar nichts.

„Ich würde mir wünschen, dass Ingo Steuer und Aljona Savchenko auch zukünftig für Deutschland am Start wären. Sie haben gemeinsam mit Robin Szolkowy viel für den deutschen Eiskunstlauf geleistet“, ließ DOSB-Präsident Alfons Hörmann auf Anfrage mitteilen. „Um dieses Thema zu besprechen, müssen wir uns gemeinsam mit dem BMI und der DEU an einen Tisch setzen und die offenen Fragen klären. Es wäre aus meiner Sicht ein herber Verlust, wenn ein Weltklasse-Trainer wie Ingo Steuer Deutschland verlassen und für die Konkurrenz arbeiten würde“, betonte der Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes.

Steuer hofft auf eine Entscheidung bis Ende Juni. Er hat bereits Angebote von ausländischen Verbänden bekommen.