Liebers-Comeback geglückt - Hoffnung auf Hecken
Oberstdorf (dpa) - Das kämpferische Comeback von Peter Liebers nach seinem Kreuzbeinbruch und eine Glanzstunde im Eistanzen haben die von Absagen gebeutelten deutschen Eiskunstlauf-Meisterschaften gerettet.
„Pass uff, ick bin wieder da“, sagte der freche Berliner Liebers nach seiner Kür im Oberstdorfer Bundesstützpunkt. Beim dreifachen Axel wackelte der Sportsoldat noch, doch das soll sich bis zur EM in zwei Wochen ändern: „In Sheffield will ich zwei gute Programme abliefern, dann kann es schon Richtung Top Ten gehen.“
Ohne die dreifachen Paarlauf-Weltmeister Aljona Savchenko und Robin Szolkowy, die sich voll auf die Titelverteidigung bei EM und WM konzentrieren, waren alle Augen auf den 23-jährigen Liebers gerichtet. Dem riss kurz vor dem Einlaufen auch noch ein Schnürsenkel am Schlittschuh, doch davon ließ er sich nichts anmerken. Auch nach dem aufgerissenen Axel kämpfte er sich gut durch die Viereinhalb-Minuten-Kür. „Man muss berücksichtigen, dass Peter erst seit zwei Monaten wieder im Training ist“, sagte Udo Dönsdorf, Sportdirektor der Deutschen Eislauf-Union (DEU), „aber die Qualität der Kür muss er noch verbessern“.
221,36 Punkte sind schon mal eine Vorlage für den letztjährigen EM-Elften, der zusammen mit seinem vier Jahre jüngeren Clubkameraden Paul Fentz (184,71) aufs europäische Eis geht. Beide pushen sich im Alltag. „Das ist ganz ermutigend, was die Herren hier angeboten haben, sogar vierfache Toeloops im Training“, berichtete Dönsdorf.
Mit den Mädels konnte die DEU-Spitze ganz und gar nicht zufrieden sein. In einem schwachen Feld gewann glücklich und zu ihrem eigenen Erstaunen die 15 Jahre alte Nicole Schott aus Essen. Die nach dem Kurzprogramm führende Nathalie Weinzierl aus Mannheim stürzte viermal, weil ihre Kufe gebrochen war. Dennoch machte die DEU sie auch als Sechste wegen ihrer guten Vorleistungen zur Ersatzläuferin für die EM. Und die Chancen auf einen Start stehen nicht schlecht: Schott ist zu jung und die nach einer Schleimbeutel-Operation erst in der kommenden Woche ins Training einsteigende Sarah Hecken ist selbst unsicher: „Ich werde alles geben, aber es wird schwer, in der kurzen Zeit fit zu werden.“
Auch Dönsdorf warnt vor zu hohen Erwartungen an die Mannheimerin: „Wir müssen realistisch sein und dürfen sie nicht drängen. Die Weltmeisterschaft im März ist der wichtigste Wettkampf.“ In zehn Tagen soll entschieden werden, ob Hecken nach England fahren kann.
Für ein Leuchten in den Augen der Zuschauer sorgten Nelli Zhiganshina und Alexander Gazsi (Chemnitz/Berlin), die ihrem zweiten Titel als Romeo und Julia scheinbar mühelos entgegentanzten. Die letztjährigen EM-Siebten haben sich viel vorgenommen, doch der Weg nach oben im Eistanz ist steinig: „Die guten Leistungen hin oder her, die Weltspitze ist zubetoniert, das wird brutal schwer“, berichtete der Wahl-Oberstdorfer. Ihre EM-Premiere geben die Vizemeister Tanja Kolbe/Stefano Caruso (Berlin).
In Abwesenheit von Savchenko/Szolkowy trugen sich Maylin Hausch und Daniel Wende vor den einzigen Konkurrenten Mari Vartmann/Aaron van Cleave (Düsseldorf/Berlin) zum zweiten Mal in die Siegerliste ein. Alle drei deutschen Paare starten bei der EM.