Bonsack wird 70: Olympia-Rekord hat Bestand

Innsbruck (dpa) - Klaus Bonsack ist der einzige Rennrodler, der vier Medaillen bei drei olympischen Winterspielen hintereinander gewonnen hat. Bis heute bestimmt Rodeln sein Leben. Am 26. Dezember wird er 70 Jahre alt.

Die große Sause bleibt aus. Seinen 70. Geburtstag wird Klaus Bonsack am zweiten Weihnachtsfeiertag daheim hoch über Innsbruck mit der Familie begehen. „Die Zeit der großen Feiern ist vorbei. Das war beim 60. und 65. noch der Fall“, sagt der ehemalige Weltklasse-Rennrodler - und beschreibt seinen Gesundheitszustand als „einigermaßen zufriedenstellend“.

Vor einigen Jahren stellten die Ärzte bei ihm die Parkinsonsche Krankheit fest. „Ich habe mich damit abgefunden. Die Krankheit ist nicht zu stoppen oder zurückzudrängen, maximal deren Voranschreiten zu verlangsamen. 100 werde ich wohl nicht mehr“, sagt der gebürtige Thüringer aus Waltershausen. Er muss dabei nach Worten suchen, vieles geht etwas langsamer. „Ein flüssiges Radio-Interview kriege ich nicht mehr hin“, scherzt der Mann, der Rodel-Geschichte geschrieben hat und für den Sport noch immer das wichtigste Hobby ist.

Im Sommer ist es Bergwandern, in diesem Winter will er sich wieder auf den Schlitten setzen. In den vergangenen Wochen hat sich Bonsack einen Naturbahnrodel aufgebaut und inzwischen auch den alten Helm wieder von Boden geholt. „Rund um Innsbruck gibt's zahlreiche Naturbahnen. Da werde ich fahren“, kündigt er an.

In seiner Leistungssport-Laufbahn hat „Bonne“ beim ersten Olympia- Auftritt der Rodler 1964 in Innsbruck-Igls Silber hinter Thomas Köhler gewonnen. Es folgten der Doppelsitzer-Sieg bei den Spielen 1968 gemeinsam mit Köhler und Bronze im Einer sowie 1972 nochmals Bronze im Doppelsitzer. Sein Rekord mit vier Medaillen bei drei olympischen Winterspielen hintereinander steht noch immer, auch wenn Georg Hackl und Armin Zöggeler (Italien) mittlerweile bei fünf Medaillen stehen, aber eben bei fünf Winterspielen.

„Das Doppelsitzer-Gold am Schlusstag der 68er-Spiele war mein wertvollster Erfolg, weil damals die ganze Atmosphäre völlig aufgeheizt war und wir auch durch fünftägiges Warten bei Tauwetter eine harte Nervenprobe zu bestehen hatten“, erinnert sich Bonsack. Auslöser für den „Kalten Krieg“ an der Bahn war die Disqualifikation der drei DDR-Rodlerinnen wegen angeblich geheizter Kufen.

„Danach hatte die Doppelsitzer-Entscheidung einen ganz anderen Stellenwert bekommen, denn nicht nur uns war klar: Verlieren wir, würde für immer im Raum stehen, dass geheizte Kufen die Ursachen unserer Erfolge seien“, betont der Maschinenbau-Ingenieur. Unvergessen bleibt ihm auch der von einigen Flaschen Champagner begleitete Heimweg von der Bahn ins Hotel. „Nach einer Stunde waren wir höchst besoffen“, erzählte „Bonne“ später.

Nach seiner aktiven Zeit war Klaus Bonsack, der das Rodel- Einmaleins in Friedrichroda erlernt hatte und in Oberwiesenthal zum Weltklasse-Athleten gereift war, als innovativer Techniker bis 1990 für die Geräte-Entwicklung der DDR-Rodler mitverantwortlich. Nach der Wende führte er als Auswahl-Trainer die Österreicher zu olympischen Erfolgen. Doris Neuner holte 1992 in Albertville völlig überraschend Olympia-Gold. Zudem war Bonsack weiter in der Technischen und der Bahnbau-Kommission des Rodel-Weltverbandes FIL aktiv.