Gough will deutsche WM-Dominanz brechen

Altenberg (dpa) - Alex Gough ist fast schon ein Synonym für die schwindende Dominanz der deutschen Rodel-Frauen geworden. Hinter der jungen Kanadierin stehen zwei deutsche Trainer: Wolfgang Staudinger und Bernhard Glass.

Bei der WM in Altenberg hoffen sie auf den nächsten Streich.

Gough hat Tatjana Hüfner und Co. in den vergangenen zwölf Monaten das Verlieren gelehrt. Im vergangenen Winter beendete Gough nach 13 langen Jahren die Siegesserie der deutschen Frauen, und auch in diesem WM-Winter stand die 24-Jährige schon wieder ganz oben auf dem Weltcup-Treppchen. „Wir wissen, wir können gewinnen“, beschreibt Goughs deutscher Trainer Wolfgang Staudinger das neue Selbstbewusstsein.

Schritt für Schritt hat sich die Athletin aus Calgary in den vergangenen Jahren zur Hauptkonkurrentin der deutschen Rodlerinnen entwickelt. Beim Sensationssieg der US-Athletin Erin Hamlin bei der WM 2009 ging der starke vierte Platz von Gough noch fast unter. Doch während Hamlins Coup eine Eintagsfliege blieb, blies Staudingers Schützling zum Angriff. Vor einem Jahr holte Gough mit Bronze die erste Frauen-Medaille für Kanada bei einer WM. Und in diesem Winter wiederholte die 24-Jährige ihren Vorjahrescoup und fuhr im Weltcup erneut einen Sieg ein.

„Sie hat als Rohdiamant angefangen, jetzt ist sie schon ein etwas feiner geschliffener Diamant“, sagt Trainer Staudinger. 2007 startete der Berchtesgadener, der 1988 im Doppelsitzer mit Thomas Schwab Olympia-Bronze holte, sein Rodel-Projekt in Kanada. Mit Erfolg: Gough entwickelte sich unter seine Regie zu einer Spitzenfahrerin, und noch sieht der 48-Jährige seinen Schützling längst nicht am Ende aller Möglichkeiten. „Sie ist auf keinen Fall ausgereift. Sie hat noch etwas Nachholbedarf in der Athletik - vor allem am Start.“

Doch zur Hauptkonkurrentin der deutschen Frauen ist Gough bereits aufgestiegen - auch dank der Arbeit von Bernhard Glass. Im Herbst 2010 kehrte der Oberhofer den deutschen Rodlern den Rücken und schloss sich dem kanadischen Team an. „Ich bin super froh, dass Bernhard zu uns gestoßen ist. Er war das fehlende Glied“, sagt Staudinger. „Alex ist in den vergangenen Jahren nach vorn gekommen, aber für das letzte Detail ist Bernhard genau der richtige Mann.“

Dies sieht auch Hüfner so, die lange von der immensen Erfahrung des Olympiasiegers profitieren durfte. „Bernhard Glass ist im Prinzip einmalig. Er ist ein Macher. Ich habe sehr viel unter ihm gelernt. Sein Weggang ist ein deutlicher Verlust für uns gewesen“, sagt die Olympiasiegerin. Ins Schwärmen gerät auch Gough, wenn sie von Glass spricht. „Mit ihm zusammenzuarbeiten, ist einfach eine Wohltat. Sein Wissen ist einfach unbezahlbar.“

Doch nicht Gough allein macht Kanadas Rodel-Team Hoffnung. Auch in der künftig olympischen Team-Staffel sind die Nordamerikaner stark, so konnten sie den Auftakt in diesem Winter für sich entscheiden. Kanadas Rodler sind im Aufwind. „Die Arbeit trägt Früchte, das macht mich stolz“, sagt Staudinger. „Ich weiß ja, wo Kanada noch vor wenigen Jahren stand.“ Doch vor der WM stapelt der Coach lieber tief: „Eine Medaille wird sehr, sehr schwer. Alex fährt überall gut runter, aber hier in Altenberg liegt der Heimvorteil klar bei den deutschen Frauen.“