Rodler um Überflieger Loch auch bei der EM unschlagbar
Oberhof (dpa) - Die deutschen Rodler sorgen mit ihrer beeindruckenden Dominanz allmählich für Langeweile. Bei der EM in Oberhof fuhren die schwarz-rot-goldenen Asse nicht nur souverän zu drei Titeln, sondern holten bei Männern, Frauen und Doppelsitzern gleich acht von neun Podestplätzen.
Nach drei WM-Erfolgen und dem Olympiasieg von Vancouver durfte sich Überflieger Felix Loch endlich auch über den ersten EM-Titel seiner Laufbahn freuen. Souverän gewann er vor seinen Teamkollegen Andi Langenhan und Johannes Ludwig. „Jetzt ist die Titelsammlung komplett“, meinte Loch und scherzte: „Eigentlich könnte ich meine Karriere jetzt beenden. Nein, Spaß: Ich mache natürlich weiter.“ Für Natalie Geisenberger war es bereits das zweite EM-Gold nach 2008, die Doppelsitzer-Piloten Toni Eggert und Sascha Benecken heimsten ihren ersten internationalen Titel überhaupt ein.
Das Duo aus dem Nordharz sorgte damit zugleich für die einzige Überraschung in Thüringens Wintersport-Mekka. Erstmals in dieser Saison stand somit nämlich nicht das Topduo Tobias Wendl/Tobias Arlt auf Platz eins. Und das ausgerechnet im Kampf um die ersten Medaillen dieses Winters. „Unser Ziel war es nicht, Wendl/Arlt die Serie zu versauen - wir fahren unser eigenes Rennen und wollen selbst ganz oben stehen“, meinte Eggert. Wendl gab die Schuld für Rang zwei dem Material. „In allen Rennen bisher konnten wir unseren Startvorsprung bis ins Ziel ausbauen, hier haben wir Zeit eingebüßt.“
Da die EM zugleich sechste Weltcupstation war, bleibt der Vorsprung des dominanten Duos in der Gesamtwertung aber beruhigend groß auf Eggert/Benecken und die Oberhof-Dritten Peter Penz/Georg Fischler (Österreich). Drei Stationen vor Saisonende rücken auch Loch und Geisenberger ihrem Ziel Gesamtweltcup näher - im Fokus aber steht zunächst einmal die WM im kanadischen Whistler in drei Wochen.
Besonders für Geisenberger könnte es beim Saisonhighlight dann wieder etwas enger werden als zuletzt - schließlich feierte ihre etatmäßige Hauptkontrahentin Tatjana Hüfner in Oberhof ein starkes Comeback. Nach einer mehrwöchigen Verletzungspause fuhr die Brandenburgerin prompt auf Platz zwei, knapp vor Anke Wischnewski und der 22-jährigen deutschen Weltcup-Debütantin Dajana Eitberger.
„Ich bin total zufrieden - vor allem auch, weil ich in der Konkurrenz mit Tatjana Hüfner beweisen konnte, dass die bisherigen Resultate kein Zufall waren“, kommentierte Geisenberger. Hüfner beklagte einige kleinere Fahrfehler bei sich, Bundestrainer Norbert Loch aber hat sie für die WM fest auf dem Zettel: „Sie hat gezeigt, dass sie wieder zurück ist. Das wird ihr Selbstvertrauen geben.“
Wendl/Arlt hätten mit einem Erfolg sogar die Serie des einstigen deutschen Doppelsitzer-Erfolgsduos Stefan Krauße/Jan Behrendt einstellen können. Jenen beiden waren in der Saison 1994/95 sechs Weltcupsiege am Stück gelungen. Doch die leisen Hoffnungen der beiden auf Ähnliches machten Eggert und Benecken mit ihrem Coup zunichte. Der EM-Titel mache stolz, sagte Eggert, „die Silbermedaille der WM 2012 hat aber einen höheren Stellenwert“. Beim diesjährigen Saisonhöhepunkt in Whistler winkt dann vielleicht noch mehr.