Luitz bei Riesenslalom Dritter Bärenstarkes Alpin-Wochenende für deutsche Alpin-Asse
Beaver Creek (dpa) - Der beste Saisonstart seit sieben Jahren und das hervorragende Abfahrts-Wochenende mit den Podestplätzen von Viktoria Rebensburg und Thomas Dreßen brachten Alpindirektor Wolfgang Maier ins Schwärmen.
„Das ist ein Traum“, sagte Maier - dabei war es zu dem Zeitpunkt noch nicht vorbei mit den Erfolgen in Übersee. Am Sonntag raste Stefan Luitz im Riesenslalom von Beaver Creek auf einen starken dritten Platz, feierte das fünfte Podest seiner Karriere und schaffte auf souveräne Art die Qualifikationsnorm für Olympia in Südkorea.
Der 25-jährige Allgäuer war als Führender des ersten Durchgangs am Ende nur von Marcel Hirscher aus Österreich und dem Norweger Henrik Kristoffersen zu bezwingen. Auf seinen ersten Sieg im Weltcup fehlten Luitz nach einer nicht mehr perfekten Fahrt am Ende 1,03 Sekunden. Immerhin rettete er den Podestplatz um zwei Hundertstelsekunden und konnte danach erleichtert und happy im Ziel den Fans zuwinken.
„Gestartet sind wir sehr gut“, sagte Alpinchef Maier der Deutschen Presse-Agentur und zeigte sich erfreut vor allem über die vielen verschiedenen Athleten vorn in den Ranglisten, „dass es nicht nur Vicky und Felix sind. Dreßen, Sander, Weidle, Dürr - da bringen viele ihre Leistung.“ Am Sonntag gesellte sich Luitz zu dem Kreis.
Nach 13 Rennen haben bereits acht Fahrer die nationale Norm für die Winterspiele geschafft: Rebensburg, Dreßen, Luitz, Andreas Sander, Josef Ferstl, Lena Dürr, Kira Weidle und Felix Neureuther. Dazu kommen die Sportler mit der halben Norm, Fritz Dopfer und Marina Wallner. Besser in eine Saison gestartet war der DSV zuletzt 2011, als es in 13 Rennen drei Siege und insgesamt neun Podestplätze gab.
Einziger großer Wermutstropfen des Winters: Neureuthers schwere Verletzung. Aber selbst der beste deutsche Skirennfahrer der Weltcup-Geschichte hat den Traum von Olympia nach seinem Kreuzbandriss noch nicht aufgegeben. Wenn es geht, will er in sechs Wochen wieder auf Ski stehen, erzählte Neureuther der „Bild am Sonntag“. „Ich muss trainieren, bestenfalls ein Rennen vor Olympia fahren. Das ist fest in meinem Kopf eingebrannt“, sagte er.
Noch darf der 33-Jährige sein Knie noch nicht voll belasten, was möglich ist zeigt sich wohl erst in zwei Wochen, wenn die Schwellung weg ist. Grund zur Freude hatte der Familienpapa aber bereits am Samstagabend, als er von zu Hause aus sah, wie Dreßen in Beaver Creek sensationell zum ersten Podest-Resultat seiner Karriere raste.
Das Ziel Olympia-Medaille in einem Speedrennen, für das Cheftrainer Mathias Berthold beim Amtsantritt im Sommer 2014 noch belächelt wurde - es scheint so erreichbar wie noch nie seit dem Super-G-Gold von Markus Wasmeier 1994. Auch Rebensburg unterstrich nach zwei Siegen im Riesenslalom zum Auftakt ihre Ambitionen in diesem Winter und legte nach dem siebten Platz vom Freitag am Samstag mit Rang zwei hinter Überraschungssiegerin Mikaela Shiffrin aus den USA nach.
In Lake Louise sorgten Weidle mit Rang acht und Michaela Wenig mit Platz 17 für ein starkes Mannschaftsergebnis. „Heute war es Wahnsinn“, sagte Rebensburg. „Das haben wir uns echt mal verdient.“ Am Sonntag verpatzte sie dann den Super-G und kam auf den 13. Platz.
In Beaver Creek ermöglichte Andreas Sander mit seinem siebten Platz das beste deutsche Abfahrtsergebnis seit fast 25 Jahren. 1992 hatte es zuletzt zwei deutsche Abfahrer in den Top Ten gegeben.
Pünktlich zum Olympia-Winter scheint sich die Arbeit der vergangenen Jahre auszuzahlen. In Dreßen, Sander und Ferstl haben drei Speedfahrer das Ticket für Pyeongchang abgeholt - vier Jahre, nachdem in Sotschi kein einziger deutscher Abfahrer am Start stand.
Speziell Dreßen, mit 24 der Jüngste des Trios, hat noch enormes Potenzial. Das erkennen auch die Teamkollegen an. „Da muss man ein ganz großes Kompliment machen, dass er in dem Alter in den letzten Jahren so einen verdammten Sprung gemacht hat und jetzt endlich das erste Podest für das Team eingefahren hat“, sagte Sander. „Da kann man nichts machen außer den Hut ziehen. Mega, mega, stark muss man sagen.“ Sander verriet sogar: „Seit einem Jahr fährt er so abartig stark, dass wir selten eine Chance haben im Training.“