Deutsche schwach Österreicher Franz überrascht bei Gröden-Abfahrt
Gröden (dpa) - Andreas Sander war ein bisschen ratlos, Josef Ferstl gar nicht mal unzufrieden - und Thomas Dreßen richtig glücklich.
Während Überraschungssieger Max Franz, der bei der Abfahrt von Gröden den ersten Weltcup-Sieg verbuchte und Österreichs Durststrecke in den schnellen Disziplinen beendete, laute Jubelschreie ausstieß, stand der erst 23 Jahre alte Dreßen mit einem Grinsen im Ziel.
„Mit einem Wort: geil“, sagte der Jüngste im deutschen Speedteam nach Rang 26 in der Weltcup-Abfahrt von Südtirol. 2015 hatte er sich auf der „Saslong“ verletzt, nun gelangen ihm im Super-G am Freitag mit Rang 17 eine persönliche Bestleistung und tags darauf eine weitere Fahrt in die Punkteränge. „Dass ich dann heuer wieder herkomme und zweimal so gute Rennen fahre, das ist schon geil und freut mich brutal.“
Sander auf Rang 33 und Ferstl als 31. der letzten Abfahrt vor Weihnachten konnten ihre tollen Ergebnisse aus dem Super-G dagegen gar nicht bestätigen. Am Freitag war Sander noch Fünfter geworden und hatte das beste Weltcup-Ergenis seiner Karriere verbucht.
„Das heute ist für mich ein bisschen unerklärlich“, sagte Sander der Deutschen Presse-Agentur. „Ich weiß nicht, woran es gelegen hat. Das muss ich jetzt analysieren.“ Der Ennepetaler landete zuletzt in vier Weltcup-Super-G jeweils in den Top 10, verpatzte die jüngsten zwei Abfahrten aber mit Ergebnissen außerhalb der Punkteränge. Die nächste Schussfahrt in Santa Caterina Ende Dezember liege ihm mehr, sagte Sander vor dem Abschied aus Südtirol.
Für Ferstl gelten nach seinem Kreuzbandriss auf eben jener „Deborah Compagnoni“-Strecke noch andere Maßstäbe - mit seinen bisherigen Resultaten im WM-Winter ist der Bayer schon deutlich weiter als erwartet. Der 13. Platz im Super-G sicherte ihm die halbe WM-Norm, in der Abfahrt aber konnte er nicht nachlegen. „Ich habe probiert anzugreifen“, berichtete Ferstl und meinte: „Eigentlich war es gar nicht so schlecht. Es geht weiter, wir werden weiter kämpfen.“
Der Rückstand auf die Spitze war gar nicht mal so groß, doch die 1,67 Sekunden auf Sieger Franz waren schon zu viel für Punkte. Der Kumpel von Gesamtweltcupsieger Marcel Hirscher verdrängte mit Startnummer 26 den Norweger Aksel Lund Svindal noch von Platz eins - mit 0,04 Sekunden Vorsprung. „Das ist Wahnsinn. Wunderschön, wenn im Ziel die Eins aufleuchtet“, berichtete Franz. Dritter wurde der dreimalige Gröden-Sieger Steven Nyman aus den USA (+0,41).
Franz bescherte der Ski-Nation Österreich den ersten Sieg in der alpinen Königsdisziplin seit März 2015 und das erste Podest in einer Abfahrt seit Wengen vor fast einem Jahr. Schon während seiner Fahrt jubelten die österreichischen Journalisten. Im Ziel brüllte Franz erst und kauerte dann einige Sekunden in der Hocke mit den Händen auf dem Helm. Ermöglicht wurde der Erfolg letztlich durch einen groben Patzer von Svindal auf den berühmten Ciaslat-Wiesen, der den Norweger viel Zeit kostete. In der vergangenen Saison hatte Svindal in Gröden sowohl im Super-G und in der Abfahrt triumphiert.