Ski-Tag perfekt: Rebensburg und Neureuther siegen
Cortina d'Ampezzo (dpa) - Viktoria Rebensburg genoss den Sieg bei der WM-Generalprobe äußerlich ruhig, bei Felix Neureuther dagegen brach die Freude nach dem Erfolg beim Klassiker lautstark heraus.
Zwei Wochen vor dem Saisonhöhepunkt jubelten die deutschen Alpinen zuletzt wie in den goldenen 90ern. Wie durch die Olympiasieger Markus Wasmeier und Katja Seizinger vor 21 Jahren fuhr der Deutsche Skiverband (DSV) wieder je einen Herren- und Damen-Erfolg an einem Tag ein. „Das sind ganz besondere Wochenenden für uns, da gehen Träume in Erfüllung. Das ist extrem schwierig, das einzuordnen“, sagte Alpindirektor Wolfgang Maier nach den Siegen von Cortina und Wengen. Da fiel kurz vor den Weltmeisterschaften (5. bis 17. Februar) weniger ins Gewicht, dass Medaillengarant Maria Höfl-Riesch auch in Italien nach ihrer Form suchte.
Bei Neureuther dagegen stimmt dieser Tage praktisch alles. Nach dem Slalom-Coup von Wengen, wo sein Vater 1973 und 1974 als Sieger gefeiert wurde, musste er tief berührt kräftig durchschnaufen. „Jetzt haben der Papa und ich gemeinsam Kitzbühel gewonnen, Garmisch gewonnen, hier gewonnen. Er hat natürlich noch mehr Siege, aber es macht schon sehr stolz als Familie“, bekannte der 28-Jährige. „Papa wird daheim sicher in die Luft hüpfen vor lauter Freude.“
Nach dem emotionalen Sieg beim Klassiker am Lauberhorn ging es für Neureuther hoch hinaus. Aus dem Helikopter durfte der Partenkirchener Skirennfahrer noch einmal den Schweizer Ort in Augenschein nehmen, an dem er den bis zum Sonntag so lange ersehnten nächsten Erfolg in einem Weltcup-Slalom feiern durfte.
„Mein letzter Slalomsieg ist schon eine Weile her, drei Jahre. Das ist eine extreme Genugtuung, nun wieder gewonnen zu haben“, sagte Neureuther nach seinem insgesamt vierten Erfolg im Weltcup. „Es ist gewaltig, nach Kitzbühel, Garmisch und München, hier in Wengen zu gewinnen. Ein Wahnsinn“, schwärmte er. In seinem Schatten feierte Fritz Dopfer als Sechster sein bestes Saisonresultat im Torlauf.
„Es ist wichtig zu sehen, dass wir dabei sind“, betonte Dopfer. Die Hoffnungen auf das erste Edelmetall eines deutschen Alpin-Herren seit 2001 sind groß. Maier aber bemühte sich, den Druck auf sein Team nicht zu groß werden zu lassen. Man wolle nicht in die Position des Müssens reingedrückt werden. Dabei war es kurz zuvor selbst aus ihm herausgesprudelt. „Das ist das erste Mal, dass der Felix den Hirscher in freier Wildbahn erlegt hat“, scherzte der Alpin-Direktor nach Neureuthers Sieg über den überragenden Slalom-Fahrer Marcel Hirscher (Österreich).
Die Sensation von Wengen erlebte Maier 500 Kilometer entfernt in den italienischen Dolomiten mit, wo Rebensburg im Schneetreiben den Durchblick behielt. Lange stand die 23-Jährige bei der Super-G-Generalprobe vor der WM zurückhaltend in der Warteposition der Führenden. Als dann aber auch Abfahrtsgewinnerin Lindsey Vonn (USA) ihre Zeit nicht knacken konnte, stellte sich das Siegesgefühl allmählich ein. „Es ist kein schlechter Zeitpunkt, ein Rennen zu gewinnen“, sagte die Riesenslalom-Olympiasiegerin. „Natürlich plant man keinen Sieg. Aber ich habe schon gewusst, dass, wenn ich alles zusammenbringe und gut Ski fahre, ich dann vorne reinfahren kann.“
Nach dem Aus in der Abfahrt und Rang 19 im Super-G wollte Maria Höfl-Riesch dagegen nur schnell weg. „Es braucht halt jetzt mal wieder ein richtiges Erfolgserlebnis, dann wird es auch wieder leichter von der Hand gehen“, sagte die Doppel-Olympiasiegerin. „Wenn ich es wüsste, dann würde ich an den Schräubchen drehen, dann würde es auch wieder leichter gehen. Aber es ist nicht immer so einfach zu analysieren und zu erklären.“
Auch den deutschen Abfahrern fehlte am Wochenende ein Erfolgserlebnis. Beim Sieg des Italieners Christof Innerhofer in Wengen war Andreas Sander auf Rang 32 der beste Deutsche. So schnell wie Johan Clarey waren die DSV-Cracks ohnehin nicht unterwegs: Der Franzose stellte mit 161,90 Stundenkilometern einen Geschwindigkeitsrekord im Weltcup auf.