Hannawald optimistisch 66. Vierschanzentournee: Freitag und Co. jagen Gesamtsieg

Oberstdorf (dpa) - Zufrieden und voller Vorfreude biss Richard Freitag in seinen Weihnachtsbraten. Die Gedanken an Besinnlichkeit und Ruhe währten wenige Tage vor dem ersten Saisonhöhepunkt im Olympia-Winter aber nur kurz.

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Bei der Vierschanzentournee will der derzeitige Skisprung-Primus seinen ersten großen Einzeltriumph feiern und damit in die Fußstapfen von Sven Hannawald treten. „Es ist eine ganz schöne Situation. Ich versuche das, was ich zurzeit habe, zu genießen“, befindet Freitag vor der an diesem Samstag beginnenden Tournee.

Mit drei Einzelsiegen und der deutlichen Gesamtführung im Gepäck kommt der 26-Jährige an der Favoritenrolle nicht vorbei. „Die Deutschen sind in einer exzellenten Position, in einer noch besseren als in den vergangenen Jahren“, meint Hannawald, der 2001/2002 den historischen Vierfachsieg in Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen meisterte. Wenn es an diesem Samstag (16.30 Uhr) in Oberstdorf zum 66. Mal losgeht, wird er als Experte in der TV-Box sitzen.

Die Ausgangslage der DSV-Adler ist dann in der Tat eine andere. Hinter Gelb-Träger Freitag befinden sich auch Andreas Wellinger als Weltcup-Zweiter sowie Markus Eisenbichler in Lauerstellung. „Ich bin extrem glücklich über unsere Position. Es ist toll für uns, dass wir mit drei Top-Leuten reingehen können“, befindet Bundestrainer Werner Schuster. Seit knapp zehn Jahren betreut der Österreicher die deutschen Springer, einen Tournee-Gesamtsieg gab es bislang nicht.

Das könnte sich nun ausgerechnet ohne den verletzten Olympiasieger und Vorzeigeathlet Severin Freund ändern. Titelverteidiger Kamil Stoch aus Polen, Österreichs Weltmeister Stefan Kraft und das norwegische Supertalent Daniel Andre Tande gelten diesmal nicht als Favoriten, sondern als härteste Widersacher der zuletzt dominanten Deutschen.

„Der Druck, den man sich selbst macht, kann dich deutlich mehr hindern, als der Druck von außen. Das ist die Stärke, die wir im Moment haben, dass jeder die Leistung zeigt und abruft“, sagt der 22-Jährige Wellinger. Coach Schuster ist froh, dass die Konkurrenz derzeit nach Deutschland blickt. „Es freut mich, wenn sich die anderen mit uns beschäftigen, denn dann können sie sich nicht mit sich selbst beschäftigen“, sagte er.

Ex-Tournee-Sieger Hannawald spricht 16 Jahre nach seinem Erfolg bei Freitag, Wellinger und Eisenbichler, „von unseren drei Pferden, die um den Sieg kämpfen“. Der frühere Weltklasse-Skispringer wird noch immer häufig auf seinen Triumph angesprochen. Der 43-Jährige hofft, dass er am 6. Januar 2018 endlich wieder einen deutschen Nachfolger hat: „Zwar schreibt jede Tournee eine Geschichte, die keiner auf dem Schirm hat. Aber das Paket von Freitag ist enorm, er hat einen guten Vorsprung. Den wird er aber auch brauchen“, sagte Hannawald.

Mental weiß er am besten, was auf Freitag als Mann in Gelb und seine derzeit so starken Teamkollegen zukommt. Die DSV-Adler kennen alle vier Schanzen beim Traditionsevent in Deutschland und Österreich in- und auswendig, neu wird lediglich die Ausgangslage sein. „Das sind alles mentale Dinge, die man meistern muss. Wir sind jetzt beim ersten Höhepunkt“, sagt Hannawald. „Der Körper fängt an, unter Dauerstrom funktionieren zu müssen. Das kannst du nicht lernen, das kannst du nicht trainieren, das gibt's nur einmal und das heißt Vierschanzentournee.“

Der Zeitplan der 66. Vierschanzentournee:

Oberstdorf:

Fr., 29. Dez. 2017/16.30 Uhr: 1. Springen, Qualifikation
Sa., 30. Dez. 2017/16.30 Uhr: 1. Springen

Garmisch-Partenkirchen:

So., 31. Dez. 2017/14.00 Uhr: 2. Springen, Qualifikation
Mo., 01. Jan. 2018/14.00 Uhr: 2. Springen

Innsbruck:

Mi., 03. Jan. 2018/14.00 Uhr: 3. Springen, Qualifikation
Do., 04. Jan. 2018/14.00 Uhr: 3. Springen

Bischofshofen:

Fr., 05. Jan. 2018/17.00 Uhr: 4. Springen, Qualifikation
Sa., 06. Jan. 2018/17.00 Uhr: 4. Springen

Die TV-Sender ARD und ZDF im Wechsel sowie Eurosport übertragen jede Qualifikation und jedes Springen der Tournee live.