DSV-Adler lecken Wunden - Morgenstern großzügig

Bischofshofen (dpa) - Die gerupften DSV-Adler leckten im stillen Kämmerlein ihre Wunden, Triumphator Thomas Morgenstern reiste nach einer kleinen Party beschwingt zum Skiflug-Weltcup nach Harrachov weiter.

Nach dem schlechtesten Abschneiden bei der Vierschanzentournee seit 19 Jahren verordnete Bundestrainer Werner Schuster seinen Schützlingen mit Ausnahme von Martin Schmitt und Michael Neumayer eine Auszeit, um die Köpfe für die WM-Vorbereitung freizubekommen. „Ich sehe wirklich Chancen, bei der WM in Oslo eine richtig schlagkräftige Mannschaft auf die Beine zu stellen. Ich möchte die Mannschaft gut vorbereiten, um das Ziel Medaille wieder zu erreichen“, verkündete Schuster trotz des Rückschlags beim ersten Saison-Höhepunkt.

Die Statistik sprach zwar gegen die deutschen Springer, von denen es in der Endabrechnung erstmals seit 1991/92 keiner unter die Top Ten schaffte. Doch der Coach wollte sich bei seiner Analyse nicht nur auf die nackten Zahlen stützen. „Wenn der Beste Elfter wird, ist das definitiv kein berauschendes Ergebnis. Aber gerade bei dieser Tournee lohnt es sich mehr denn je, auf die Details zu schauen, und das zu interpretieren“, sagte Schuster.

Immerhin standen am Ende sieben Top-Ten-Platzierungen durch fünf verschiedene Springer zu Buche. Eine Ausbeute, mit der vor der Tournee nur die wenigsten gerechnet hatten. „In der Summe kommt da nix bei rüber für die Gesamtwertung, aber ich bin auf die Mannschaft stolz, dass wir uns hier so präsentieren konnten“, lobte Schuster.

Er sieht großes Potenzial im Team und setzt darauf, dass dies im weiteren Saisonverlauf noch sichtbar wird. Bei der 59. Auflage der Traditionsveranstaltung fehlte seinen Schützlingen die Konstanz, die bis zur WM in sieben Wochen erreicht werden soll. „Es war mir von vornherein klar, dass die Gesamtwertung für uns tabu war. Das müssen wir so hinnehmen. Schade ist nur, dass keiner mal einen Wettkampf komplett durchgezogen und ein Top-5- oder sogar Top-3-Ergebnis gemacht hat“, resümierte Schuster.

Beim Blick auf den jubelnden Tourneesieger Thomas Morgenstern kam dennoch etwas Wehmut auf. „Ich habe speziell zu den jüngeren Springern gesagt: An solchen Tagen werden die Sehnsüchte geboren für künftige Erfolge“, berichtete Schuster. Er hofft, dass vor allem Severin Freund und Pascal Bodmer ihre Entwicklung fortsetzen und bald auf Augenhöhe mit den Weltbesten agieren können. „Speziell die jüngeren Springer müssen die Anstrengungen verstärken, vielleicht wieder mal um Podiumsplätze mitzuspringen. Gewinnen ist dann wieder eine andere Geschichte“, formulierte der Coach den Anspruch.

Noch springt vor allem Morgenstern in einer ganz anderen Liga. Der 24 Jahre alte Österreicher darf in dieser Verfassung auf sein erstes WM-Gold im Einzel hoffen, nachdem er mit dem Team bereits viermal Weltmeister geworden ist. „Darüber zerbreche ich mir derzeit nicht den Kopf. Ich bin stolz und dankbar für das, was ich in meinem Alter alles schon erreichen konnte“, sagte Morgenstern.

Er geht befreit in die nächsten Wettkämpfe, „denn die Tournee war immer mein Angst-Kapitel. Ich habe gewusst, die zu gewinnen wird das Schwierigste. Dieser Erfolg hat einen extrem hohen Stellenwert“, berichtete der dreimalige Olympiasieger. Berauscht von diesem Glücksgefühl zeigte sich Morgenstern großzügig und kündigte an: „Vielleicht schenke ich das Siegerauto einer meiner Schwestern.“