Wellinger kehrt auf die Schanze zurück

Almaty (dpa) - Den weitesten Flug seiner Karriere hatte Andreas Wellinger schon vor seinem Comeback absolviert. Im rund 6000 Kilometer entfernten Almaty kehrt der Team-Olympiasieger am Donnerstag bei der Junioren-WM der Skispringer abseits des Trubels auf die Schanze zurück.

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Für den 19-Jährigen, der nach seinem schweren Sturz beim Weltcup in Kuusamo an der Schulter operiert werden musste, endet damit eine mehr als zweimonatige Leidenszeit. „Es war sehr komisch, nichts tun zu können. Wenn man 13 Jahre lang jeden Tag Sport machen kann und dann plötzlich nicht mehr, ist das natürlich kein tolles Gefühl“, erzählte er unlängst.

Bei ersten Trainingssprüngen in Ramsau und Oberstdorf hat sich Wellinger langsam wieder herangetastet und nach anfänglicher Nervosität die nötige Sicherheit zurückgeholt. „Wir sind sehr zufrieden, wie es läuft. Er ist körperlich gut beisammen, die Schulter ist schmerzfrei“, berichtete Bundestrainer Werner Schuster.

Ort und Zeitpunkt des Comebacks hat der Coach mit Bedacht gewählt. Ein Einsatz auf den Weltcup-Großschanzen in Willingen am vergangenen oder Titisee-Neustadt an diesem Wochenende wäre noch zu riskant gewesen, erläuterte Schuster. „Man darf nicht zu schnell vorgehen. Auch das größte Sonnenkind wie Wellinger kann einen solchen Sturz nicht einfach in die Tasche stecken.“

Wellinger ist zuversichtlich, „dass ich wieder dorthin komme, wo ich mal war. Skispringen ist wie Radfahren - das verlernt man nicht. Daher ist einiges möglich.“ Deshalb soll Almaty nur eine Durchgangsstation auf dem Weg nach Falun sein. Dort will Wellinger unbedingt dabei sein und endlich WM-Edelmetall holen. Denn als die DSV-Adler vor zwei Jahren im Team zu Silber flogen, war der damalige Debütant nur Ersatzmann.

Mit dem olympischen Mannschaftsgold in Sotschi ging dann schon ein ganz großer sportlicher Traum in Erfüllung. Und so sagt Wellinger selbstbewusst: „Die WM ist ein Thema für mich, das ist ein realistisches Ziel.“

Schuster will aber erst einmal die Auftritte im fernen Kasachstan abwarten, ehe er über eine Nominierung entscheidet. „Es geht um seine Karriere, nicht um die WM“, sagte der Bundestrainer. Doch auch er verhehlt nicht, dass er Wellinger gerne dabei hätte: „Mit ihm waren wir zu Saisonbeginn noch eine Klasse besser.“

Die aktuelle Situation spielt Wellinger sogar ein wenig in die Karten, denn eine feste Teambesetzung hat sich in seiner Abwesenheit nicht herauskristallisiert. Severin Freund schwebt über allen, Richard Freitag und Marinus Kraus dürften dahinter gesetzt sein. Doch der vierte Platz im Quartett ist umkämpft. „Wir haben ein paar Optionen, vielleicht bekommen wir mit Wellinger noch eine dazu“, meinte Schuster und machte seinem Schützling Mut für das Comeback: „Wenn er mit einem Erfolgserlebnis zurückkehrt, werden wir intensiv diskutieren, ob wir ihn zur WM mitnehmen.“