28 Tote bei Geiselnahme in Restaurant in Dhaka

Dhaka (dpa) - Insgesamt 28 Menschen sind bei einer Geiselnahme in Bangladesch nach Militärangaben ums Leben gekommen. Unter den Toten sind 20 ausländische Gäste eines Restaurants, das mutmaßlich islamistische Terroristen am Freitagabend überfallen hatten.

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Nach einer stundenlangen Belagerung stürmten Sicherheitskräfte am Samstagmorgen (Ortszeit) den Tatort und erschossen sechs der sieben Geiselnehmer, wie ein Militärsprecher am Samstag mitteilte. Auch zwei Polizisten starben. Ein Geiselnehmer wurde festgenommen.

Am Freitagabend um kurz vor 21 Uhr (Ortszeit) hatten die Täter, die der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) angehören sollen, das bei Ausländern beliebte Restaurant „Holey Artisan Bakery“ in der Hauptstadt Dhaka angegriffen und sich dort mit Geiseln verschanzt. Nach Augenzeugenberichten zündeten die Angreifer mehrere Sprengsätze und feuerten Schüsse ab.

Viele der getöteten Zivilisten starben schon im Laufe der Nacht, wie der Militärsprecher erklärte. „20 Leichen ausländischer Staatsbürger wurden nach der Operation geborgen“, teilte die Armee mit. Die meisten von ihnen seien mit Messern und Macheten umgebracht worden. Neun Italiener - fünf Frauen und vier Männer - seien ums Leben gekommen, teilte das Außenministerium in Rom mit. 13 Geiseln wurden verletzt ins Krankenhaus gebracht, wie Bangladeschs Premierministerin Sheikh Hasina erklärte.

Zur Nationalität der Opfer machte der Militärsprecher zunächst keine Angaben. Die Regierung in Neu Delhi bestätigte den Tod einer 19-jährigen Studentin aus Indien. Unter den ins Krankenhaus gebrachten Geiseln waren ein Japaner und zwei Sri-Lanker, wie das Militär bestätigte. Das Auswärtige Amt hatte kurz nach dem Zugriff keine Hinweise darauf, dass Deutsche betroffen sein könnten.

Der italienische Koch Jacopo Bioni sagte der Zeitung „La Republicca“ über eine Gruppe italienischer Freunde, die das Restaurant zur Tatzeit besuchte: „Ich denke, sie sind alle tot.“ Er habe in der Küche gearbeitet, als er Rufe und Schüsse hörte. „Als ich versuchte, nach draußen zu kommen, sah ich, wie ein Typ mit einer automatischen Waffe sich dem Tisch mit den Italienern näherte.“ Mit Kollegen sei er über das Dach vor den Angreifern geflohen.

Zu der Gewalttat bekannte sich nach Angaben der US-Terrorbeobachtungsstelle Site die Terrormiliz IS. Bangladeschs Premierministerin Sheikh Hasina sprach von einem Terrorakt, nannte jedoch keine Namen von Organisationen: „Wir werden keinen Akt des Terrorismus in Bangladesch dulden.“

Seit Anfang 2013 leidet das muslimische Bangladesch mit seinen rund 160 Millionen Einwohnern unter einer Serie islamistisch motivierter Angriffe. Viele der inzwischen mehr als 50 Opfer sind Religionskritiker, Intellektuelle und Angehörige religiöser Minderheiten. Auch gegen ausländische Staatsbürger wurden schon Anschläge verübt - zuletzt im Oktober 2015 gegen den Japaner Kunio Hoshi, der auf einer Farm in Nordbangladesch arbeitete.

Das Auswärtige Amt aktualisierte nach der Geiselnahme seine Reisewarnung für Bangladesch. „Auch wenn derzeit keine konkreten Hinweise auf eine spezifische Gefährdung deutscher Interessen vorliegen, wird Reisenden landesweit zu besonderer Wachsamkeit geraten“, erklärte das Außenministerium. Reisende sollten größere Menschenansammlungen sowie von Ausländern frequentierte Treffpunkte und Veranstaltungen derzeit möglichst meiden.

Der Anschlag scheine sich gezielt gegen Ausländer gerichtet zu haben, erklärte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier. „Sollte dies zutreffen, zeugte dies von Neuem von der perversen Logik der Terroristen, die mit Mord und Gewalt versuchen, ganze Gesellschaften zu spalten und das friedliche Miteinander von Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religion zu zerstören.“

Der italienische Regierungschef Matteo Renzi sprach von der Pflicht seines Landes, seine Werte gegen die Terroristen zu verteidigen: „Italien zieht sich angesichts der Torheiten derer, die unseren Alltag zerstören wollen, nicht zurück.“ Papst Franziskus verurteilte den barbarischen Akt als gegen Gott und die Menschheit gerichtet. Japans Regierungschef Shinzo Abe sagte: „Ich bin sehr wütend, dass so viele unschuldige Menschen ihr Leben in diesem grausamen und ruchlosen Akt des Terrorismus verloren haben.“

Vor zwei Wochen hatte Bangladeschs Polizei in einer umstrittenen Aktion landesweit mehr als 12 000 Menschen in einem Großeinsatz gegen Extremismus festgenommen. Die Regierung bestreitet jedoch, dass der IS in Bangladesch aktiv sei und macht örtliche Extremistengruppen und die Opposition für die Anschläge verantwortlich.