Porträt Althusmann peilt nach Umwegen Niedersachsens Top-Job an

Hannover (dpa) - Bernd Althusmann (50) hat ein Lebensmotto. „Umwege erhöhen die Orientierung“, hat der frühere Bundeswehroffizier einmal seinen Lebenslauf überschrieben. Vom Typ her, so sagt er, ist er einer, der öfter mal den Neuanfang sucht.

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Der CDU-Herausforderer von Niedersachsens Ministerpräsidenten Stephan Weil (SPD) hat so einige Umwege in seinem Leben beschritten. Nach der CDU-Niederlage bei der Landtagswahl 2013 ging der Ex-Kultusminister zweieinhalb Jahre als Büroleiter der Konrad-Adenauer-Stiftung nach Afrika.

„Es war eine Zeit, die mich geprägt hat“, sagt der leidenschaftliche Bildungspolitiker in seiner pragmatischen Art. Ruhig und besonnen will er wirken, der Pfarrerssohn aus Lüneburgs Vorort Heiligenthal.

Er habe in Afrika Gelassenheit gelernt. „So ein Stück Fröhlichkeit und Gelassenheit habe ich mir auch aus Afrika mitgebracht“, erklärt der Krimi-Fan, der die Freizeit gerne mit seinen Kindern verbringt. „Wenn meine Kinder lachen, das finde ich toll“, sagt er.

Der in zweiter Ehe verheiratete Politiker hat in seiner Patchworkfamilie mehrere Kinder: zwei aus erster Ehe und eins mit seiner neuen Frau Iris, die selbst zwei Kinder aus erster Ehe hat. Mit ihr entspanne er gerne nach öffentlichen Terminen zu Hause, erzählte er der „Bunten“: „Manchmal fangen wir auch an, im Wohnzimmer zu tanzen - nur wir zwei. Ihr Lebensmotto lautet: Ich möchte durch mein Leben tanzen. Das ist auch meines geworden“, sagte der CDU-Politiker

Mit „Leidenschaft, Augenmaß, Umsicht und Fairness“ wolle er das Land voranbringen, kündigt der am 3. Dezember 1966 in Oldenburg geborene Politiker an. Er soll als neuer CDU-Hoffnungsträger bei der Landtagswahl seine Partei wieder in Regierungsverantwortung bringen. Sein Slogan: „Wir haben Großes vor.“

Kurz vor der Landtagswahl stehen seine Pläne aber auf wackligen Beinen. Im August führte die CDU in Umfragen noch deutlich, teils mit 12 Prozentpunkten vor der SPD. Zuletzt lag die Union knapp hinten.

Als überzeugter Kommunalpolitiker war Althusmann, der sich nach dem Abitur erst für die Offizierslaufbahn entschied und danach Pädagogik studierte, 1990 in die CDU eingetreten. Von 1994 bis 2009 gehörte er dem niedersächsischen Landtag an. Anschließend war er Staatssekretär im Kultusministerium. 2010 berief ihn der damalige Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) zum Chef des Kultusressorts. Seine souveräne Amtsführung brachte Althusmann dabei allgemein Anerkennung ein.

In seinem Wahlprogramm setzt er nun die innere Sicherheit in seinem Themenkatalog an erster Stelle. Das Soziale und vor allem die Bildungspolitik liegen dem einstigen Kultusminister ebenfalls am Herzen - auch mit Blick auf die Digitalisierung im Klassenzimmer.

Althusmann gilt nicht unbedingt als brillanter Redner, sondern als sachlich-nachdenklicher Typ, der zuhören kann. Er selbst sieht sich als weltoffen und zugleich wertkonservativ. Berührungsängste mit dem politischen Gegner hat er kaum: „Mein Großvater mütterlicherseits war über 40 Jahre SPD-Mitglied - wir haben öfter miteinander gestritten.“