Arbeiten an der Unglücksstelle gehen weiter

Seyne-les-Alpes (dpa) - Nach dem Absturz der Germanwings-Maschine in den französischen Alpen hat die Staatsanwaltschaft von Marseille Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung aufgenommen.

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Die Flugüberwachung habe kurz vor dem Unglück vergeblich versucht, Kontakt zu dem Airbus herzustellen, sagte Staatsanwalt Brice Robin. Was in den acht Minuten vor der Katastrophe geschah, in denen der A320 fast 10.000 Meter Höhe verlor, ist weiter völlig rätselhaft. Der erste geborgene Flugschreiber ist beschädigt, aber verwertbar.

Nach einer Zwangspause in der Nacht nahmen die Bergungsmannschaften am Mittwoch ihre Arbeit wieder auf. Am frühen Morgen starteten mehrere Hubschrauber zu der schwer zugänglichen Unglücksstelle. Zugleich setzten rund 50 Spezialkräfte, die die Nacht in dem Bergmassiv in Biwaks verbracht hatten, ihren Aufstieg zum Absturzort fort. Die Bergung der 150 Opfer in der Hochgebirgsregion wird nach Einschätzung der Polizei extrem schwierig werden. Am Mittwoch sollen noch keine Opfer geborgen werden.

Der Airbus A320 war am Dienstag auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf mit 150 Menschen an Bord in der schwer zugänglichen Bergregion abgestürzt. Es handelt sich um eine der schwersten Katastrophen in der deutschen Luftfahrtgeschichte. US-Präsident Barack Obama und Papst Franziskus sprachen den Angehörigen ihr Beileid aus.

Kanzlerin Angela Merkel wird um 14.00 Uhr am Unglücksort erwartet. Dort will sie auch Spaniens Regierungschef Mariano Rajoy und Frankreichs Präsident François Hollande treffen. „Wir werden ihnen Karten zeigen und erklären, was geschehen ist und was wir tun“, sagte Polizeigeneral David Galtier der Deutschen Presse-Agentur. Zugleich wurden die ersten Angehörigen der Opfer in Seyne-les-Alpes erwartet. Für sie wurde ein Ort der Stille eingerichtet, Dolmetscher waren vor Ort.

In der westfälischen Stadt Haltern am See erinnerte am Morgen ein Lichtermeer vor dem Gymnasium an die 16 Schüler und zwei Lehrerinnen, die bei dem Umglück ums Leben kamen. „Hier herrscht ein Schockzustand“, sagte ein Polizist. Die verunglückten Schüler hatten mit ihren beiden Lehrerinnen nach einem Spanien-Aufenthalt wieder in die Heimat zurückkehren wollen.

Das Bundesinnenministerium ordnete Trauerbeflaggung an allen Bundesbehörden in Deutschland an. Auch in Nordrhein-Westfalen wehen alle Fahnen an Dienstgebäuden des Landes und der Gemeinden auf halbmast. Im Bundestag soll am Donnerstag vor Beginn der Tagesordnung der Opfer des Unglücks gedacht werden. Neben den wohl 67 deutschen Opfern waren auch Passagiere aus Spanien, Großbritannien, Dänemark, Australien, Israel, Mexiko, Kolumbien, Argentinien und Japan an Bord.

Erste Informationen zum Ablauf des Unglücks erwarten die Ermittler von einem Flugschreiber, der bereits geborgen wurde. Das Gerät sei „beschädigt, aber verwertbar“, sagte Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve dem Sender RTL. Bei dem Flugschreiber soll es sich um den Cockpit Voice Recorder (CVR) handeln, der Geräusche und Gespräche im Cockpit aufzeichnet. Nach der zweiten Blackbox wird noch an der Absturzstelle gesucht.

Germanwings strich am Dienstagabend zahlreiche Flüge. Etliche Besatzungen waren nicht zum Dienst angetreten. Auch am Mittwoch erklärten sich mehrere Crews für nicht einsatzbereit. Grund sei „der Schockzustand sowohl beim Kabinen- wie beim Cockpitpersonal“, sagte ein Sprecher der Fluggesellschaft. Am Mittwoch strich die Fluglinie gleichwohl nur einen einzigen Flug, ihren Flugbetrieb stemmte sie mit Hilfe der Konkurrenz. Neben der Germanwings-Mutter Lufthansa stellten auch Air Berlin, Tuifly und andere Fluglinien Maschinen bereit.

Dass ein Teil des Germanwings-Personals es vorerst ablehne, mit einer Maschine des verunglückten Typs zu fliegen, „darauf haben wir keine Hinweise“, sagte der Sprecher der Fluglinie. Schon am Dienstagabend hatte der Lufthansa-Vorstandsvorsitzende Carsten Spohr versichert, der verunglückte Airbus der Tochter Germanwings sei „in hervorragendem technischen Zustand“ gewesen. Einen Zusammenhang zwischen dem Absturz und einer Reparatur der Maschine am Tag zuvor schloss Spohr aus. Einer Lufthansa-Sprecherin zufolge war ein Problem mit der Bugrad-Klappe des Jets routinemäßig beseitigt worden.