Bischöfe rufen zur Nächstenliebe an Flüchtlingen auf
Berlin (dpa) - An Weihnachten haben Deutschlands Bischöfe mehr Verständnis für Flüchtlinge gefordert und die Willkommenskultur im Land gewürdigt.
Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann sagte in seiner Weihnachtsbotschaft: „Wir spüren: Keine noch so hohen Grenzzäune, Sicherheitsmaßnahmen und Schutzwälle können uns aus dieser weltweiten Schicksalsgemeinschaft herausnehmen.“
Weihbischof Manfred Grothe erinnerte im Bistum Limburg daran, dass Deutschland in der Nachkriegszeit Millionen Vertriebene aufgenommen habe. Es wäre eine bittere Situation, wenn das nun mit Wohlstand beschenkte Land zu schnell sage: „Nein, wir haben keinen Platz“.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, hatte am Heiligabend im Münchner Hauptbahnhof einen Gottesdienst gemeinsam mit Flüchtlingen und Helfern gefeiert. Er würdigte deren Engagement: „Wir haben entdeckt, wie stark wir sind.“
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, erinnerte an die „identitätsstiftende Kraft des Weihnachtsfests“: „Trotz aller Geschichte der Gewalt und des Unrechts hat Europa doch immer wieder lernen dürfen und lernen können, dass mit diesem Kind von Bethlehem eine neue Schöpfung und damit eine endgültig neue Lebensperspektive eröffnet wurde“, sagte der Erzbischof von München und Freising laut Manuskript in seiner Predigt am Heiligen Abend.
Niedersachsens evangelischer Landesbischof Ralf Meister schlug in seiner Weihnachtsansprache am Freitag in Fischbeck den Bogen von der Geburt Jesu zur aktuellen Flüchtlingskrise. „Es bleibt eine große Herausforderung für uns, die wir Heimat haben, anderen zu helfen, gesicherte Lebensorte zu finden“, sagte er.
Die Weihnachtsbotschaft setzt nach Ansicht des Trierer Bischofs Stephan Ackermann mit Licht ein Zeichen gegen Gewalt, Terror und Hass. Auch der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode erinnerte an die Flüchtlinge und verlangte Wertschätzung, Respekt, Toleranz, Fürsorge und vor allem Barmherzigkeit.
Der württembergische Landesbischof Frank Otfried July forderte in seiner Predigt: „Durchbrecht die Gewaltspirale.“ Er verlangte, alle Alternativen zu einem militärischen Vorgehen in Syrien zu prüfen.
In der Dresdner Frauenkirche mahnte Sachsens evangelischer Landesbischof Carsten Rentzing zu mehr Solidarität. „Wenn ich in meine Umwelt und in unsre Zeit hineinschaue, dann kann ich nur sagen, es gibt viele Wunden, die geschlagen wurden und die darauf warten, verarztet zu werden.“