Hintergrund Brücken in Reiseländern - von „marode“ bis „sicher“

Berlin (dpa) - Der Einsturz einer Autobahnbrücke in Genua hat nicht nur in Italien die Sicherheit solcher Bauwerke in den Blickpunkt gerückt. In mehreren Ländern, in denen auch Deutsche oft unterwegs sind, läuft die Diskussion über den Zustand der eigenen Brücken:

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In FRANKREICH musste erst im Mai dieses Jahres eine Autobahnbrücke nördlich von Paris gesperrt werden. Hunderte weiterer Brücken sind ebenfalls marode. Zu diesem Ergebnis kommt ein vom französischen Verkehrsministerium in Auftrag gegebener externer Untersuchungsbericht. Er nimmt aber nur die rund 12.000 Brücken in den Fokus, für die der französische Staat verantwortlich ist und die nicht von privaten Firmen betrieben werden. Über diese Autobahnen und Landstraßen rollen 18,5 Prozent des französischen Straßenverkehrs.

In SPANIEN beklagt die Online-Zeitung „El Confidencial“, sie habe sich mehrmals an das spanische Ministerium für öffentliche Arbeiten und Verkehr gewandt, um Informationen zum Zustand der spanischen Brücken zu bekommen. Das Ministerium habe aber lediglich geantwortet, alle Strukturen seien in gutem Zustand - und wenn Mängel festgestellt würden, würden diese sogleich behoben. Die Online-Zeitung bleibt in ihrer Berichterstattung skeptisch gegenüber der Antwort - und spricht von einem „gut gehüteten Geheimnis“ des zuständigen Ministeriums.

In GRIECHENLAND gelten die Brücken einem Experten zufolge als sicher. „Die wichtigste Brücke des Landes, die nahe Patras liegende rund 2500 Meter lange „Harilaos Trikoupis“-Hängebrücke, gilt als eine der sichersten Hängebrücken der Welt“, sagte Kostas Boras, ein Bauingenieur, der jahrzehntelang für den griechischen Staat als Kontrolleur von Infrastrukturprojekten gearbeitet hat. Die meisten größeren Brücken des Landes sind nicht älter als 15 bis 20 Jahre.

In ÖSTERREICH werden die 5000 Brücken der Autobahnen und Schnellstraßen nach Angaben des Betreibergesellschaft Asfinag genau überprüft. „Es gibt jeden Tag eine Sichtkontrolle“, sagte ein Sprecher. Alle zwei Jahre werde aufwendig durch interne Fachleute der Zustand erhoben. Es ist dem Sprecher kein Fall bekannt, bei dem eine Gefahr bestanden hätte. Trotzdem müssten die Bauwerke der inzwischen viel höheren Verkehrslast immer wieder angepasst werden.

Die SCHWEIZ hat mit ihrer „Norm zur Erhaltung von Tragwerken“ 2014 weltweit Maßstäbe gesetzt, sagte Brückenbauer Armand Fürst. Zu Tragwerken zählen auch Brücken. „Unsere Erhaltungsstrategie sind kurze Instandhaltungsintervalle“, sagt Fürst, der als Mitglied der Arbeitsgruppe Brückenforschung das Bundesamt für Straßen berät. „Wir haben das große Glück, dass wir Geld für den Unterhalt haben.“

In ITALIEN selbst hat die Tragödie von Genua das Land erschüttert. Auch das Problem dahinter erscheint groß: Laut der Tageszeitung „La Repubblica“ sind um die 300 Brücken und Tunnel marode. Grund dafür seien die veraltete Infrastruktur und die lückenhafte Instandhaltung.