Hintergrund Bush, Obama und nun Trump: Merkels drei US-Präsidenten
Berlin (dpa) - Seit 2005 regiert Angela Merkel Deutschland, Donald Trump ist für die Kanzlerin US-Präsident Nummer drei. Zuerst traf sie auf George W. Bush, 2009 auf dessen Nachfolger Barack Obama.
Nun die Reise zu Trump: Derzeit sieht es nicht danach aus, dass der impulsive Milliardär und die sachliche Physikerin Freunde werden. Aber auch der Start mit Bush und Obama war angespannt.
MERKEL UND BUSH:
Bei ihrem Antrittsbesuch in Washington 2006 appellierte Merkel an den Republikaner Bush, das auch für Folter berüchtigte US-Gefangenenlager Guantánamo auf Kuba zu schließen. Beim G8-Gipfel im Sommer 2006 in St. Petersburg massierte Bush im Vorbeigehen der sitzenden Merkel geradezu übergriffig die Schultern, Merkel wehrte erschrocken ab.
In den gemeinsamen zweieinhalb Jahre trafen sie sich elf Mal, davon einmal auf seiner Ranch im texanischen Crawford, einmal in Merkels Wahlkreis in Mecklenburg-Vorpommern.
Das deutsch-amerikanische Verhältnis galt insgesamt als freundlich und als Verbesserung im Vergleich zu den Zeiten von Bush und Merkels Vorgänger Gerhard Schröder (SPD). Dieser hatte sich massiv gegen den von den USA angestrengten Irak-Krieg gestellt. Freundschaft wird Merkel und Bush aber nicht nachgesagt, eher gegenseitige Akzeptanz.
MERKEL UND OBAMA:
Unvergessen bleibt Merkels Weigerung, Barack Obama während seiner ersten Kandidatur vor dem Brandenburger Tor reden zu lassen. Als Präsident stand er dann in seiner zweiten Amtszeit dort. Merkel war skeptisch, ob der charismatische erste schwarze Präsident Amerikas die in ihn gesetzten Hoffnungen erfüllen würde. Vieles schaffte der Demokrat nicht - wie die Schließung Guantánamos.
In ihrer Akribie, Detailgenauigkeit und Berechenbarkeit ähnelten sich Merkel und Obama. Sie wurden - zumindest nach seinen Worten - Freunde. Merkel hält sich mit Gefühlsbekunden aber stets bedeckt. Obama bezeichnete die Kanzlerin als seine wichtigste außenpolitische Partnerin und Garantin für Europa und die Welt, sie blieb sparsam mit Lob. In der gemeinsamen Zeit war die NSA-Abhöraffäre eine schwere Belastung des deutsch-amerikanischen Verhältnisses.
Im Wissen um den Wahlsieger Trump bejahte Merkel bei der letzten gemeinsamen Pressekonferenz im November in Berlin zwar die Frage, ob ihr der Abschied von Obama schwer falle. Sie bilanzierte aber auch nüchtern: „Demokratie lebt vom Wechsel“.
MERKEL UND TRUMP:
Wie Trump Merkel findet, erfuhr sie schon lange vor der US-Wahl. Als die Kanzlerin im Dezember 2015 vom Magazin „Time“ zur „Person des Jahres“ gekürt wurde, twitterte er: „Sie haben die Person gewählt, die Deutschland ruiniert.“
Nach seinem Wahlsieg sagte Trump, sie habe einen „äußerst katastrophalen Fehler“ gemacht und „all diese Illegalen ins Land“ gelassen“.
Merkel ließ ihn wissen, auf der Basis von „Demokratie, Freiheit, Respekt vor dem Recht und der Würde des Menschen, unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion, Geschlecht, sexueller Orientierung oder politischer Einstellung“ biete sie ihm eine enge Zusammenarbeit an. Das darf er als Bedingung verstehen.