Chronologie: Der Druck auf Wulff wird stärker
Berlin (dpa) - Wegen eines umstrittenen Kredits und seines Umgangs mit den Medien gerät Bundespräsident Christian Wulff immer mehr unter Druck. Ein Rückblick:
12. Dezember 2011: Bundespräsident Wulff besucht die Golfregion und versucht, „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann zu erreichen, um die Veröffentlichung von Recherchen zur Finanzierung seines Privathauses zu verhindern. Bei Springer-Chef Mathias Döpfner ruft er ebenfalls an - und laut einem Bericht auch bei Springer-Mehrheitsaktionärin Friede Springer.
13. Dezember 2011: Die „Bild“-Zeitung berichtet erstmals über Wulffs umstrittene Hauskauf-Finanzierung. Wulff äußert sich zunächst nicht dazu. Als Ministerpräsident von Niedersachsen hatte sich Wulff 2008 von der Unternehmergattin Edith Geerkens 500 000 Euro geliehen. Im Landtag verneinte er später geschäftliche Beziehungen zu deren Ehemann und erwähnte auch den Kredit nicht.
15. Dezember: Der Bundespräsident bricht sein Schweigen: „Ich erkenne an, dass hier ein falscher Eindruck entstehen konnte. Ich bedauere das“, heißt es in einer Mitteilung. In der Sache habe er nichts zu verbergen.
16. Dezember: Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ lassen Äußerungen von Egon Geerkens den Schluss zu, das Geld für das Darlehen stamme von ihm selbst. Das Darlehen sei über ein Konto seiner Frau gezahlt worden, für das er aber eine Vollmacht habe. Der Kredit stamme von Frau Geerkens, bekräftigt Wulffs Anwalt.
17. Dezember: SPD und Grüne verlangen, Wulff müsse alle Fakten auf den Tisch legen. „Man muss selber wissen, was man macht“, sagt Wulff der dpa. „Das muss man verantworten - das kann ich.“
21. Dezember: In einem Schreiben an die Zeitung „Die Welt“ bestätigt Geerkens Anwalt erstmals, dass sein Mandant an den Verhandlungen über den Kredit beteiligt war: „Die Modalitäten wurden gemeinsam besprochen, das Darlehen von Frau Edith Geerkens gewährt.“
22. Dezember: Der Bundespräsident nimmt erstmals persönlich Stellung und entschuldigt sich öffentlich. Er bedauere die Irritationen und nehme die Vorwürfe ernst. Jedoch habe er alle notwendigen Auskünfte erteilt. Zuvor hatte Wulff seinen Sprecher und Vertrauten Olaf Glaeseker entlassen. Eine offizielle Begründung gibt es nicht.
30. Dezember: Die BW-Bank, von der Wulff einen Kredit zur Ablösung des Geerkens-Darlehens bekommen hat, bricht ihr Schweigen: Wulff habe diesen kurzfristigen Kredit erst kurz vor Weihnachten vertraglich in ein langfristiges Darlehen umgewandelt. Zu diesem Zeitpunkt waren seine Kreditkonditionen bei der Bank bereits in den Schlagzeilen. Die Bank bestätigt, dass Unternehmer Geerkens den Kontakt herstellte.
1. Januar 2012: Die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ berichtet als erste über Wulffs Versuch, die Berichterstattung über den Kredit zu verhindern. Wenig später folgt die „Süddeutsche Zeitung“. Beide Blätter schildern, dass Wulff am 12. Dezember „Bild“-Chef Diekmann auf die Mailbox gesprochen und den „endgültigen Bruch“ mit dem Springer-Verlag angedroht habe.
2. Januar 2012: Wulff äußert sich nicht zu den Berichten, das Bundespräsidialamt erklärt aber auf Anfrage: „Die Presse- und Rundfunkfreiheit ist für den Bundespräsidenten ein hohes Gut.“ Die „Bild“-Zeitung bestätigt Wulffs Anrufe bei Diekmann.
3. Januar 2012: Das Medienecho ist verheerend, vielfach wird Wulffs Eignung für das Amt offen angezweifelt. „Welt Online“ berichtet, Wulff habe schon im Sommer 2011 versucht, einen ihm unliebsamen Artikel in der „Welt am Sonntag“ zu verhindern. Einer der Autoren sei zum Gespräch ins Schloss Bellevue gebeten worden.