Hintergrund Deniz Yücel: Türkei-Korrespondent der „Welt“
Istanbul (dpa) - Deniz Yücel wurde am 10. September 1973 als Sohn türkischer Gastarbeiter im hessischen Flörsheim geboren. Bereits im Alter von 16 Jahren absolvierte er nach eigenen Angaben ein Praktikum bei der Mainzer „Allgemeinen Zeitung“.
Bevor er den Journalismus zum Beruf machte, studierte er an der Freien Universität Berlin Politikwissenschaften. Von 2002 bis 2007 war Yücel Redakteur der linken „Jungle World“, deren Herausgeber er bis heute ist. 2007 bis 2015 war er Redakteur bei der „tageszeitung“ („taz“) in Berlin, über die er zum Abschied schrieb: „Ich gehe in Demut vor einer Zeitung, die in ihren besten Momenten eine der besten der Welt sein kann.“
Im Mai 2015 wechselte Yücel zur „Welt“, und zwar auf seinen Traumjob: Er wurde Türkei-Korrespondent und zog nach Istanbul. Yücel spricht fließend Türkisch und besitzt sowohl die deutsche als auch die türkische Staatsbürgerschaft. Seine kritischen Artikel sorgten für wachsenden Unmut bei der Regierungspartei AKP.
Am 14. Februar 2017 wurde Yücel festgenommen. 13 Tage später verhängte ein Istanbuler Gericht Untersuchungshaft wegen des Verdachts der „Terrorpropaganda“ und der „Aufwiegelung der Bevölkerung“ gegen ihn. Eine Anklageschrift liegt bis heute nicht vor. Am 12. April 2017 heiratete Yücel im Hochsicherheitsgefängnis in Silivri rund 80 Kilometer westlich von Istanbul seine Freundin Dilek Mayatürk, die ihn immer montags in der Haft besucht. Yücel wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.