Chronologie Der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche

Rom (dpa) - Der Skandal um den jahrzehntelangen sexuellen Missbrauch vieler Kinder und Jugendlicher in Einrichtungen der katholischen Kirche erschütterte 2010 ganz Deutschland. Ein Rückblick:

Januar 2010: Am Berliner Canisius-Kolleg der Jesuiten werden erste Verdachtsfälle bekannt. Ein Untersuchungsbericht enthüllt später, dass der Orden sexuelle und körperliche Gewalt gegen Kinder über Jahrzehnte vertuscht hat.

Februar 2010: Triers Bischof Stephan Ackermann wird zum Beauftragten der katholischen Kirche für Missbrauchsfälle ernannt.

März 2010: Der Skandal erreicht die Regensburger Domspatzen. Es wird bekannt, dass es auch bei dem weltberühmten Knabenchor Fälle von Missbrauch gegeben haben soll.

Juni 2010: Bei einer Messe auf dem Petersplatz in Rom bittet der damalige Papst Benedikt XVI. die Missbrauchsopfer um Vergebung.

August 2010: Die deutschen Bischöfe verständigen sich auf neue Leitlinien zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch durch Geistliche.

März 2011: Die Bischofskonferenz kündigt an, dass die Kirche jedem minderjährigen Opfer bis zu 5000 Euro Entschädigung zahlen und Therapiekosten übernehmen wird.

Mai 2011: Der Vatikan gibt neue Leitlinien gegen Missbrauch heraus.

Dezember 2013: Papst Franziskus will seinen Kampf gegen Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche mit einer neuen Kommission ausweiten.

Januar 2014: Es wird bekannt, dass der frühere Papst Benedikt XVI. in seinen letzten beiden Amtsjahren 384 Priester wegen Kindesmissbrauchs entlassen hat.

März 2014: Die katholische Kirche in Deutschland startet ein Forschungsprojekt, das den sexuellen Missbrauch Jugendlicher aufarbeiten soll.

Juli 2014: Papst Franziskus trifft erstmals Opfer sexuellen Missbrauchs durch katholische Geistliche aus Deutschland, Irland und Großbritannien.

November 2014: Der Pontifex ruft innerhalb der Glaubenskongregation im Vatikan ein neues Gremium aus Kardinälen und Bischöfen ins Leben, das die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen und anderer schwerwiegender Delikte erleichtern soll.

Dezember 2014: Der Papst komplettiert seine Kommission gegen Kindesmissbrauch, in der Experten aus mehreren Ländern vertreten sind.

Juni 2015: Mit einer neuen juristischen Instanz will der Vatikan härter gegen Bischöfe vorgehen, die Kinder nicht vor sexuellem Missbrauch durch Geistliche schützen.

Oktober 2016: Mittlerweile haben sich mehr als 400 ehemalige Sänger der Regensburger Domspatzen gemeldet, die von Lehrern und Priestern über Jahrzehnte körperlich misshandelt worden waren. Dutzende wurden sexuell missbraucht. Die Opfer sollen bis Ende 2017 finanziell entschädigt werden.

Juli 2017: Der Abschlussbericht zu den Regensburger Domspatzen stellt fest, dass mindestens 547 Chorknaben Opfer von körperlicher oder sexueller Gewalt geworden sind.