Der Terror von Paris: Was wir wissen - und was nicht
Paris/Berlin (dpa) - Die Terrorserie von Paris hatte verheerende Auswirkungen. Viele Fragen sind aber auch noch offen.
WAS WIR WISSEN:
- Die Attacken wurden nach neuen Angaben der Staatsanwaltschaft von drei Terroristen-Teams verübt. Sie schlugen am Freitagabend an sechs Orten in Paris und dem Vorort Saint-Denis koordiniert zu. Sie benutzten Sturmgewehre des Typs Kalaschnikow und trugen die absolut gleiche Art von Sprengstoffwesten.
- Die mit Abstand meisten Opfer gab es beim Überfall auf ein ausverkauftes Konzert in der Konzerthalle „Bataclan“. Ein Angreifer wurde laut Staatsanwalt François Molins als 29-jähriger Franzose identifiziert. Der mehrfach Vorbestrafte sei den Behörden wegen seiner Radikalisierung bekannt gewesen, allerdings niemals wegen Verbindungen in Terror-Netzwerke.
- Auch auf mehrere Cafés und Restaurants in der Nähe des „Bataclan“ wurden Anschläge verübt. Drei Explosionen gab es zudem vor dem Fußball-Stadion Stade de France, wo die deutsche Nationalmannschaft gegen Frankreich spielte. Die Leiche eines Selbstmordattentäters wurde in der Nähe gefunden, wie auch ein syrischer Pass.
- Die Terroristen töteten mindestens 129 Menschen. 352 weitere wurden verletzt, es gab 99 akute Notfälle.
- Sieben Terroristen starben. Einer wurde erschossen, sechs sprengten sich in die Luft. Zunächst war von acht getöteten Angreifern die Rede gewesen.
- Frankreichs Präsident François Hollande machte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verantwortlich und sprach von einem „Kriegsakt“. Der IS bekannte sich in einer zunächst nicht verifizierbaren Erklärung im Internet zu den Anschlägen und kündigte weiteren Terror an.
- Vorher hatte es geheißen, bei dem Überfall auf das „Bataclan“ habe einer der Angreifer „Allah ist groß“ gerufen. Die Terroristen begründeten ihre Tat mit der Situation in Syrien und dem Irak. In beiden Ländern fliegen französische Flugzeuge Luftangriffe.
- Laut griechischen Behörden soll der Inhaber des am Stadion gefundenen syrischen Passes Anfang Oktober als Flüchtling auf der Insel Leros registriert worden sein.
- Eine Spur der Attentäter führt nach Belgien. Die belgische Polizei nahm mehrere Menschen fest. Im Brüsseler Stadtteil Molenbeek durchsuchten schwer bewaffnete Beamte mehrere Wohnungen. Ein Grund: Nahe des „Bataclan“ wurde ein Mietwagen gefunden, der sich nach Belgien zurückverfolgen ließ. Nach Angaben von Ministerpäsident Charles Michel wurde eine Person festgenommen, die am Freitagabend in Paris war.
- Die französische Regierung hat den Ausnahmezustand verhängt. In Paris blieben so gut wie alle öffentlichen Einrichtungen wie Museen, Bibliotheken oder Sporthallen geschlossen. Auch der Eiffelturm bleibt bis auf weiteres für Besucher gesperrt. Die Hospitäler waren in Alarmbereitschaft.
WAS WIR NICHT WISSEN:
- Auch am Samstagabend war noch offen, ob unter den Opfern Deutsche sind. Das Auswärtige Amt hat einen Krisenstab eingerichtet.
- Unklar ist auch, ob alle Terroristen getötet wurden oder es noch weitere Attentäter oder Komplizen gibt. Damit ist auch offen, ob die Terrorserie tatsächlich beendet ist oder weiter akute Gefahr besteht.
- Planten die Attentäter ein Massaker im Stade de France und damit auch einen gezielten Angriff auf deutsche Fans und die DFB-Auswahl? Einem Bericht des „Wall Street Journal“ (WSJ) zufolge hatte mindestens ein Attentäter ein Ticket für das Spiel Frankreich-Deutschland. Er sei von einem Ordner beim Sicherheitscheck aufgehalten worden, berichtet die Zeitung unter Berufung auf einen anderen Ordner und einen Polizisten. Bei dem Attentäter sei etwa eine Viertelstunde nach Spielbeginn am Stadioneingang eine Sprengstoff-Weste entdeckt worden. Beim Versuch zu entkommen, habe der Mann den Sprengstoff zur Explosion gebracht. Der Polizist vermutetet laut „WSJ“, dass der Angreifer den Sprengstoff im Stadion zünden wollte, um vermutlich eine Massenpanik unter den Zuschauern auszulösen.
- Bisher ist kaum etwas über die Identität der Täter bekannt. Kamen sie aus dem Ausland oder lebten sie in Frankreich? In welcher Verbindung standen sie zueinander, wie organisierten sie sich? Und planten sie die Anschläge eigenständig, oder wurden sie von Hintermännern instruiert und gesteuert? Waren sie bisher völlig unauffällig oder womöglich bereits im Visier der Sicherheitsbehörden? Damit hängt auch die Frage nach eventuellen Versäumnissen zusammen.
- Dem Sender BFMTV zufolge wurde auch ein ägyptischer Ausweis gefunden. Die Staatsanwaltschaft äußerte sich dazu bislang nicht.
- Rätsel gibt ein Mann aus Montenegro auf, der vor gut einer Woche von der Polizei in Oberbayern mit Maschinenpistolen, Handgranaten und Sprengstoff im Auto gestoppt wurde. Angeblich war er damit auf dem Weg nach Paris. Ein Zusammenhang mit den Anschlägen wird geprüft.