Treffen Trump-Putin Die mächtigsten Männer der Welt haben viel zu besprechen

Washington/Moskau (dpa) - Seit Donald Trump Präsident der USA ist, wartet die Welt auf ein Tête-à-Tête mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin. Beim G20-Gipfel an diesem Freitag in Hamburg soll es so weit sein.

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Nach langem Hin und Her zwischen Moskau und Washington über diplomatische Kanäle haben sich Kreml und Weißes Haus auf ein Treffen geeinigt - ein „vollwertiges im Sitzen“ und nicht mal eben im Vorbeigehen, wie Putins Sprecher Dmitri Peskow mitteilt.

Zu besprechen haben die beiden wohl mächtigsten Männer der Welt bei ihrer ersten persönlichen Begegnung genug, gilt das bilaterale Verhältnis doch als so schlecht wie seit Jahrzehnten nicht. Syrien, Ukraine, russische Wahleinmischung, Russlands Haltung zu nuklearen Mittelstreckenwaffen: US-Außenminister Rex Tillerson hatte schon vor Wochen von einem Tiefpunkt in den Beziehungen gesprochen. Seitdem wurde es nicht besser.

„Ein großes Fragezeichen“ stehe hinter dem Ergebnis des Treffens, sagt der Europa-Experte vom Washingtoner Center for Strategic and International Studies (CSIS), Jeffrey Rathke. Wer nicht allzu viel erwarte, sei auf der sicheren Seite.

Auch Moskau stapelt vorab tief. Außenminister Sergej Lawrow wäre schon zufrieden, wenn es nach dem Treffen etwas mehr Klarheit gäbe, wohin die Reise in dem gespannten Verhältnis gehen soll.

Das Weiße Haus gibt sich ebenfalls bewusst vorsichtig. „Einen gemeinsamen Ansatz des gesamten Westens“ wolle Trump im Umgang mit Russland entwickeln, sagt sein Nationaler Sicherheitsberater Herbert Raymond McMaster. Nur keine Alleingänge, die als Kungelei ausgelegt werden können. Und: Natürlich werde Trump das Nötige tun, um Putin dort in die Schranken zu weisen, wo dieser sich destabilisierend verhalte. Was das konkret heißt, etwa im Ukraine-Konflikt, sagt in Washington jedoch niemand.

Russland will dagegen die Europäer möglichst aus dem Spiel halten - ausgerechnet bei Merkels wichtigem Hamburger Gipfel - und Trumps Skepsis der EU gegenüber ausnutzen. Putin sieht die Europäer nur als Anhängsel des Hegemons USA. „Das Leben ist so, dass sich in vielen Fragen Russland und die USA einigen müssen“, sagt Lawrow.

Dem Kreml hat nicht gefallen, dass Trump im April Tomahawk-Flugkörper auf eine syrische Luftwaffen-Basis abfeuerte. Jüngst schoss ein US-Jet obendrein ein syrisches Kampfflugzeug ab. Das Ergebnis: Die gegenseitigen Absprachen zur Vermeidung von Flugunfällen wurden abgebrochen; Washington dreht weiterhin an der Sanktionsschraube gegen die Russen. Wohl auch aus wirtschaftlichen Interessen.

Vor wenigen Wochen lieferten US-Unternehmen erstmals Flüssiggas nach Polen, ein Fingerzeig in Richtung Russland, das bisher den Gasmarkt in Europa dominiert. Durch neue Fracking-Techniken haben die USA ein Überangebot an Erdgas, das sie auf die Weltmärkte bringen wollen. „Der Rest der Welt braucht etwas, das wir haben - unsere riesigen Reserven an Flüssiggas“, sagt der Wirtschaftsexperte im Weißen Haus, Gary Cohn. Dass ein Teil der US-Sanktionen gegen Moskau ausgerechnet die Energiemärkte berührt, wird von wenigen als Zufall betrachtet.

Für Putin ist das Wichtigste, dass Trump Russland auf Augenhöhe behandelt. Sein Problem ist, dass er mit der mutmaßlichen russischen Einmischung in die US-Wahl mehr Aufmerksamkeit bekommen hat, als er wollte. Trump, der im Wahlkampf immer für ein besseres Verhältnis zu Russland geworben hat, ist zwar Präsident. Aber die erhoffte Verbesserung lässt auf sich warten, weil immer mehr Details zu mutmaßlichen russischen Hacker-Angriffen und zu dubiosen Kontakten von Trumps Team nach Moskau bekannt werden.

So sind Putins Wunschpartner Trump die Hände weitgehend gebunden. Jede positive Hinwendung in Richtung Moskau wird in Trumps eigener republikanischer Partei mit größtem Misstrauen begleitet - und vom politischen Gegner genüsslich ausgeschlachtet.

Moskau bekommt nun eine traditionell harte republikanische US-Außenpolitik zu spüren. Trump steuert auf einen Konflikt mit Nordkorea zu, das Russland ebenfalls gern in Schutz nimmt. Und noch bevor Putin und Trump direkt über die Ukraine reden können, war der ukrainische Präsident Petro Poroschenko schon im Weißen Haus und hat um Unterstützung der USA geworben.

Die Erwartungen an das Treffen der Präsidenten sind deshalb in Russland gesunken. Als ein kleines Teilergebnis des Treffens hofft Moskau auf die Rückgabe zweier russischer Botschafts-Datschen bei Washington. Präsident Barack Obama hatte diese Ende 2016 Moskau kassiert, weil sie mit Spionageausrüstung gespickt gewesen sein sollen. Russland beteuert, es seien nur harmlose Wochenenddomizile.