„Eine große Ehre“: 90-Jähriger Delegierter für Gauck

Berlin (dpa) - Er ist der voraussichtlich älteste männliche Delegierte der Bundesversammlung, die den Nachfolger von Christian Wulff wählt. Und mit dem voraussichtlich neuen Präsidenten Joachim Gauck hatte Günter-Helge Strickstrack (90) aus Niedersachsen schon am Samstag eine besondere Begegnung.

„Ich bin sehr glücklich, dass ich dabei sein darf“, sagte der langjährige Christdemokrat, als er Gauck vor dem Sitzungssaal der Unionsfraktion begrüßte - an der Seite von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

„Ich freue mich auf jeden Fall, dass ich Sie wählen darf“, sagte Strickstrack. Gauck antwortete: „Haben sie die Absicht?“ und meinte noch: „Bei Gelegenheit erzählen wir mal bisschen.“

Für den ursprünglich von SPD und Grünen präsentierten Kandidaten kann Strickstrack „mit Überzeugung“ stimmen, wie er sagte. „Er ist ein Mann mit starkem christlichen Hintergrund, was mir sehr gefällt.“ Gauck habe immer „nicht nur für die Freiheit, sondern auch für die Verantwortung“ gelebt. Dass er ihn nun wählen könne, „das ist schon der Höhepunkt, kein Zweifel.“

Strickstrack nahm am Gründungsparteitag der Christdemokraten 1950 in Goslar teil. Er zählt wie der damalige Kanzler Konrad Adenauer zu den Mitbegründern der Partei, wie ein CDU-Sprecher am Samstag in Hannover betonte. Auch bei den Feiern zum Jahrestag der CDU-Gründung 60 Jahre später war der frühere Chef einer Kleiderfabrik dabei - abermals in Goslar.

Im vergangenen November zollte Strickstrack auf dem CDU-Parteitag in Leipzig Merkel Respekt: „Die Kanzlerin macht einen unglaublichen Job.“ In der europäischen Schuldenkrise habe sie Rückgrat bewiesen.

Strickstrack wurde am 28. Mai 1921 in Wieda im Harz geboren. Er ist 17 Tage jünger als die ebenfalls 90 Jahre alte frühere FDP- Politikerin Hildegard Hamm-Brücher, die am Sonntag als älteste Delegierte in der Bundesversammlung dabei ist.

Die Präsidentenwahl ist für Strickstrack eine Premiere: „Ich bin nicht aufgeregt, freue mich aber sehr, dass ich die Ehre habe, daran teilzunehmen“, sagte er am Samstag der dpa.