Experten: Öl-Milliarden sind Libyens Zukunft
London (dpa) - Die Öl-Milliarden sind aus Expertensicht einer der Schlüssel für eine friedliche Zukunft Libyens.
Die Ölreserven seien zwar über das ganze Land verteilt, der daraus hervorgehende Wohlstand sei bisher aber weitgehend dem Umfeld des Regimes von Muammar al-Gaddafi zugutegekommen, sagte der Libyen-Experte Imad Al-Anis von der britischen Universität Nottingham.
Der Nationale Übergangsrat müsse nun das Öl wieder zum Fließen bringen und das damit verdiente Geld in Projekte stecken, von denen alle Teile des Landes profitierten. „Er muss zeigen, dass dies nicht ein weiteres Beispiel dafür ist, wie eine kleine Elite den ganzen Öl-Wohlstand behält“, sagte Al-Anis.
Shashank Joshi vom britischen Royal United Services Institute sagte: „In die Taschen des Nationalen Übergangsrates wird jetzt sehr viel Geld fließen. Sie müssen es sehr vorsichtig verteilen.“ Das Geld für den Übergangsrat, das aus dem Handel mit Öl stammt - die Petro-Dollars - bezeichnete er als „heiße Kartoffel“. Das größte Problem sei es aber zunächst, die Sicherheit auf Libyens Straßen zu gewährleisten.
Die Ankündigung des Übergangsrates, die Hauptstadt von Bengasi nach Tripolis zu verlegen, sei vielversprechend, sagte Al-Anis. Der Rat könne eine stabile Gruppierung bilden, wenn er sicherstelle, dass er Menschen aus allen wichtigen Städten des Landes einbeziehe - zumindest, um Institutionen einzurichten und Strukturen zu schaffen, sagte der Libyen-Experte.
Ein großer Test werde sein, ob es dem Rat gelinge, die unterschiedlichen Rebellengruppen in einer nationalen Armee unter ein Kommando zu stellen. Auch die unterschiedlichen Stämme müssten einbezogen werden, darunter auch derjenige, aus dem die bisherige Herrscher-Familie Gaddafi hervorgegangen sei.