Kollision auf dem Gleis Fast 50 Verletzte bei Zugunglück nahe Neuss
Meerbusch (dpa) - Bei einem Zugunglück auf offener Strecke bei Neuss sind Dutzende Menschen verletzt worden. Ein Regionalzug war in Meerbusch auf einen Güterzug geprallt und zum Teil entgleist.
Nach Angaben von Bundespolizei und Feuerwehr erlitten 3 Menschen schwere Verletzungen, insgesamt wurden 47 verletzt. Der Zug der Regional-Express-Linie 7 von Köln nach Krefeld war auf einen stehenden Güterzug von DB Cargo aufgefahren, der auf dem Weg von Dillingen nach Rotterdam war. Unklar war auch Stunden nach dem Crash, wie es zu dem Unglück kommen konnte.
Nach Angaben der Feuerwehr Meerbusch waren 155 Menschen im Zug. Bei dem Unglück verkeilte sich der vordere Wagen des Personenzugs stärker, die weiteren Waggons entgleisten oder standen weitgehend unbeschädigt auf den Schienen.
„Wir haben großes Glück gehabt“, sagte Marcel Winter, der Sprecher des RE 7-Betreibers National Express Rail GmbH. „Es hätte deutlich schlimmer ausgehen können.“ Der Lokführer habe nach ersten Erkenntnissen eine Vollbremsung eingeleitet und so unter anderem sein eigenes Leben gesichert. Bei dem Aufprall war der Mann in seiner Fahrerkabine verletzt worden, er konnte gerettet werden, stand aber unter Schock. Die Waggons des Güterzugs sollen mit Schüttgut beladen gewesen sein.
Der Unfall ereignete sich nach Angaben der Bundespolizei gegen 19.30 Uhr in Meerbusch-Osterath. Fahrgäste sprachen von einem „großen Knall“ und einer Vollbremsung. Die Feuerwehr war nach eigenen Angaben mit mehr als 200 Einsatzkräften an der Unfallstelle. Zunächst hatte eine abgerissene Oberleitung Probleme bei der Rettung der Menschen im Zug bereitet. Während Angehörige der Zuginsassen sich in der Nähe des schwer zugänglichen Unglücksorts an einer Tankstelle versammelten, versuchten die Experten, den unter Strom stehenden Zug zu sichern.
National Express strich zunächst alle Fahrten auf der Strecke und richtete zwischen Neuss und Krefeld einen Busersatzverkehr ein. Das Unternehmen (Birmingham/Großbritannien) betreibt Busse und Bahnen unter anderem in Großbritannien, den USA, Kanada, Australien, Spanien, Portugal, Deutschland und Marokko. Auf zwei deutschen Verbindungen - dem RE 7 (Rhein-Münsterland-Express) sowie dem RB 48 (Rhein-Wupper-Bahn) - befördert es nach eigenen Angaben insgesamt etwa 20 Millionen Fahrgäste pro Jahr. Damit ist es das einzige private Unternehmen im Schienenpersonennahverkehr in Nordrhein-Westfalen. Von 2019 an werden außerdem drei Linien des Rhein-Ruhr-Express (RRX) in Betrieb genommen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verfolgte die Lage am Abend, wie Regierungssprecher Steffen Seibert via Twitter mitteilte. „Hoffentlich kann allen Verletzten rasch geholfen werden. Dank für den Einsatz der Rettungskräfte.“ Auch NRW-Ministerpräsident Armin Laschet wünschte den Verletzten eine „baldige Genesung“.
Das Unglück weckt Erinnerungen an einen Zusammenstoß im bayerischen Bad Aibling. Im Februar 2016 waren dabei zwei Nahverkehrszüge zusammengestoßen. Zwölf Menschen starben, 89 Insassen wurden verletzt - einige von ihnen lebensgefährlich. Im August 2014 rammte ein Güterzug in Mannheim einen Eurocity mit 250 Passagieren - zwei Waggons stürzten um, 35 Menschen wurden verletzt. Das schwerste Zugunglück in Deutschland der vergangenen Jahrzehnte ereignete sich im Juni 1998 in Eschede: 101 Menschen starben, als mehrere Waggons eines ICE bei Tempo 200 nach einem Bruch des Radreifens gegen eine Brücke prallten.